Urteil in Den Haag:Neun Jahre Gefängnis für Zerstörung von Weltkulturerbe

-Ein Videostill zeigt die Zerstörung eines Mausoleums in der malischen Wüstenstadt Timbuktu durch Dschihadisten im Sommer 2012.

Ein Videostill zeigt die Zerstörung eines Mausoleums in der malischen Wüstenstadt Timbuktu durch Dschihadisten im Sommer 2012.

(Foto: Str/AFP)
  • Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag hat den Dschihadisten Ahmad Al Faqi Al Mahdi für die Zerstörung religiöser Gebäude im malischen Timbuktu zu neun Jahren Haft verurteilt.
  • Mahdi hatte am ersten Verhandlungstag im August seine Schuld eingestanden.

Es ist ein wegweisendes Urteil: Erstmals hat das Tribunal in Den Haag am Dienstag eine Person für die Verwüstung von Weltkulturerbestätten verurteilt. Der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) sprach Ahmad Al Faqi Al Mahdi für die Zerstörung religiöser Gebäude in Mali schuldig. Al Mahdi sei an der Zerstörung von fünf Gebäuden beteiligt gewesen.

Die Strafe setzte das Gericht mit neun Jahren Haft fest und blieb damit am unteren Rand des Strafmaßes von neun bis elf Jahren, das die Staatsanwaltschaft gefordert hatte.

Die Kammer kam Al Mahdi entgegen, der sich am ersten Verhandlungstag im August geständig und reuig gezeigt hatte. Er hatte zugegeben, an der Vernichtung der Mausoleen in der Wüstenstadt Timbuktu durch die islamistische Gruppe Ansar Dine im Sommer 2012 beteiligt gewesen zu sein. Alle Anklagen des Gerichts seien korrekt.

Er habe ganz bewusst "leichte Ziele mit religiösem und historischem Charakter" ausgewählt, lautete der Vorwurf. Ziel der Verwüstungen sei es gewesen, die Menschen der Region zu schockieren und ihr kulturelles Selbstverständnis in Frage zu stellen. Chefanklägerin Fatou Bensouda nannte die Taten "einen feigen Angriff auf die Würde und Identität ganzer Völker".

Die betroffenen Bauten waren 1988 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt worden. Im 15. und 16. Jahrhundert war Timbuktu intellektuelles und religiöses Zentrum Afrikas. Man nannte es die "Stadt der 333 Heiligen".

An einer wichtigen Salzhandelsroute gelegen, entstanden etliche Universitäten, Koranschulen, drei besonders bedeutende Moscheen und 16 Mausoleen. Über Jahrhunderte hinweg verfassten Gelehrte hier mehrere Hunderttausend Schriften zum Islam, zur Mathematik, Philosophie und Geschichte.

15 000 UN-Soldaten in der Region

Im Sommer 2012 hatte die Dschihadisten-Miliz Ansar Dine, die mit al-Qaida verbündet ist, die Wüstenstadt Timbuktu im westafrikanischen Mali überrannt und neun mittelalterliche Heiligengräber und eine Moschee zerstört. Weltweit war das Entsetzen groß.

In Mali sind zwar mehr als 90 Prozent der circa 17 Millionen Einwohner Muslime. Die Auslegung galt jedoch stets als moderat und tolerant.

Die zerstörten Gebäude Timbuktus konnten mittlerweile aus den Mitteln eines Sonderfonds wiederaufgebaut werden. Doch obwohl mehr als 15 000 Soldaten der UN-Mission Minusma in der Region stationiert sind, herrscht immer noch kein Frieden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: