Der elfjährige Schüler Steffen Mensching aus Berlin-Lichtenberg war stolz, als er zum Agitator gewählt wurde, verantwortlich für die Politinformation in der Klasse. Davon erzählt er in seinem ersten, teils autobiografischen Roman "Jacobs Leiter" (2003). Noch als Jugendlicher glaubte er, dass sich aus der DDR etwas machen ließe. Er hielt ihr zugute, dass Brecht und Eisler dort hätten leben wollen. Aber dann muss ihm klar geworden sein, wie schwierig Veränderung werden konnte. Im Jahr 1979 veröffentlichte der 21-jährige Autor seinen ersten Gedichtband und schloss sich der Clowns-Truppe "Karls Enkel" an, die unter dem Dach der Berliner Volksbühne für ungewöhnlichen Widerstand sorgte. Mit Worten gingen die "Enkel" vorsichtig um, spielten aber mit Masken und Musik und prägten dabei einen Code, der schwer zu knacken war. Als Scharlatanerie war Widerspruch möglich.
"Schermanns Augen" von Steffen Mensching:Der Zeichenleser
Steffen Mensching erzählt vom Grafologen Rafael Schermann. Sein Roman ist ein erstaunliches erzählerisches Bergwerk.
Von Hans-Peter Kunisch
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