Musical "Hamilton":Brandon Dixon - der Schauspieler, von dem Trump eine Entschuldigung erwartet

Brandon Dixon, Hamilton

Brandon Dixon richtete sich stellvertretend für das Ensemble von "Hamilton" an Mike Pence.

(Foto: dpa)

Mit seinem Appell an den designierten amerikanischen Vizepräsidenten Mike Pence hat "Hamilton"-Darsteller Brandon Dixon auch Donald Trump provoziert.

Von Peter Richter, New York

Die Hauptrolle fiel dem Schauspieler Brandon Dixon erst mit dem Ende der Aufführung zu. In dem Musical "Hamilton" spielt er ja nur eine Nebenfigur, wenn auch eine ganz entscheidende: den amerikanischen Vizepräsidenten. Zur Zeit von Alexander Hamilton hieß der Aaron Burr (Amtszeit 1801-1805). Ab kommendem Januar wird der Vizepräsident nun Mike Pence heißen, und nicht nur in den USA fragt man sich, welche Rolle der als extrem konservativ geltende Mann aus Indiana in der Regierung von Donald Trump spielen wird.

Die Frage, ob der politisch erfahrene Republikaner bald danach die Hauptrolle von seinem unsteten Chef übernehmen könnte, geistert zur Zeit durch die Debatten im Land. Und die, ob das dann ein Grund zur Beruhigung wäre. Denn anders als Trump gilt Pence wirklich als bibelfester Fundamentalist auf Feldern wie Geburtenplanung und Homosexuellenrechten.

In der Aufführung am Freitagabend konnten Dixon und die anderen Schauspieler von "Hamilton" Mike Pence nun direkt vor ihrer Bühne sitzen sehen, was an sich schon als Indiz für herausgehobene politische Ambitionen gedeutet werden kann. Barack Obama war gleich mehrfach in dem Musical, auch Hillary Clinton hat sich die begehrten Karten besorgen lassen. Nur Donald Trump kam nie. "Hamilton" ist vom Start vor zwei Jahren weg durchgehend ausverkauft und zwar bis in alle Ewigkeit. Das hätte man einem Stück über die Nachwehen der amerikanischen Revolution und die Gründung einer Nationalbank nicht unbedingt an der Wiege gesungen. Aber wenn das Ganze in der Form von Hip-Hop geschieht, und wenn Washington, Hamilton, Jefferson und wie sie alle hießen auch mal schwarz oder Latinos sein dürfen, dann wird auch amerikanischer Geschichtsunterricht "hot".

"Argumente sind kein Mobbing" schrieb Dixon Trump zurück

Natürlich schreibt "Hamilton" die Geschichte so um, wie sie unter dem Stichwort "Diversity" mit Blick aufs Heute wünschenswert wäre. Umso erstaunter waren die Schauspieler nun, Mike Pence vor sich sitzen und nach jeder einzelnen Nummer offenbar sehr amüsiert applaudieren zu sehen. Immerhin ist der derzeitige Hauptdarsteller nicht nur nicht weiß, sondern ein offen mit HIV lebender Homosexueller. Beim Schlussapplaus kam der Moment des Brandon Dixon, der erst seit diesem August dabei ist.

Dixon, 1981 in Gaithersburg, Maryland, geboren, ausgebildet in New York und Oxford, verlas, was das Team aufgesetzt hatte: man freue sich über den hohen Besuch - und man hoffe, dass Pence als Vizepräsident auch die Rechte dieses ethnisch und in seiner sexuellen Orientierung vielfältigen Ensembles schützen werde. Pence verließ währenddessen den Saal, hat die Erklärung im Hinausgehen aber mitbekommen. Es war sein Chef Donald Trump, der sich umgehend auf Twitter zu Wort meldete: Das Theater habe Pence gemobbt und solle sich entschuldigen. Brandon Dixon hat aber auch einen Twitter-Account: "Argumente sind kein Mobbing", schrieb er Trump zurück.

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