Pop Art:Diese Runde alter weißer Männer ist der Welt erspart geblieben

image of "The Republican Club" courtesy of Andy Thomas

Konservative Granden in heiterer Runde: "The Republican Club".

(Foto: Courtesy of Andy Thomas)
  • Ein Kameraschwenk der TV-Sendung 60 Minutes hat einen Kunstdruck im Weißen Haus offenbart.
  • Andy Thomas' "The Republican Club" zeigt Donald Trump in fröhlicher Runde mit ehemaligen republikanischen US-Präsidenten.

Von Bernd Graff

Der liebe Gott ist dann doch gnädig. Er hat der Welt diese fröhliche Runde alter, weißer Männer aus den USA erspart. Alle sind Mitglieder der Republikanischen Partei, alle sind oder waren Präsidenten der Vereinigten Staaten, doch das waren sie gottlob nie gleichzeitig. Hinter dem amtierenden Donald Trump lehnt Gerald Ford, Eisenhower trägt das Kurzarm-Outfit des golfenden Privatiers, Teddy Roosevelt hat seinen Nasenzwicker aus dem 19. Jahrhundert mitgebracht, Richard Nixon, der schlimme Finger, möchte gerade zum Colt greifen, aber nein, den hält ja schon Ronald Reagan, der unter dem Tisch auf ihn zielt. Abe Lincoln hält sich wohl auch darum am Glas fest, und die beiden Bushs wirken an diesem Biertisch-Mount-Rushmore wie zufällig hineingeraten. Doch es regiert die gute Laune, wenn sonst schon nichts regiert. Hat also jemand gerade einen Scherz über die Snowflake-Demokraten, über "Crooked Hillary" oder gar über Donald Trump gemacht? Denn der wirkt auch hier wieder so magenverstimmt und verkniffen, als habe er Toilettenpapier am Absatz und jeder schaut hin.

Was ist hier los? Offen gestanden: rein gar nichts. Dieses Bild ist historienfreier Sei-ohne-Sorge-Kitsch der präsidialen Art. Geschaffen von Andy Thomas, einem Künstler in der Norman Rockwell-Nachfolge, der sich auf Lagerfeuer, Lachen, Cowboys und Geschichtsklitterung im Pioniergeist des kapitalistischen Realismus spezialisiert hat. Mark Twain macht Witzchen, Hemingway scherzt mit den Gründervätern der Verfassung, so was.

Das Präsidentenbild mit dem Titel: "The Republican Club" hat nun Donald Trump so gut gefallen, dass er es im Weißen Haus aufgehängt hat. Ein Kameraschwenk der Fernsehsendung "60 Minutes" hat es gerade offenbart. Künstler Thomas ist ganz aus dem Häuschen, hat mit dem leibhaftigen Trump telefoniert und Time gegenüber erklärt, das Schwierigste am Trump-Porträt sei das Lächeln gewesen. "Er hat immer so ein Kampagnenlächeln, gut für Karikaturen, wenig schmeichelhaft in Gemälden."

Zur SZ-Startseite
National Portrait Gallery enthüllt Porträts von den Obamas

Obama-Porträt
:Breitbeinig an der Grenze zum Kitsch

Für sein Präsidentenporträt hat Barack Obama den umstrittenen Maler Kehinde Wiley auserkoren - eine letzte politische Überraschung des ehemaligen US-Präsidenten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: