Nachruf:Der Pionier

John Singleton

John Singleton war ein amerikanischer Filmregisseur. Für „Boyz ‘n the Hood“ war er 1992 als erster Afroamerikaner für den Regie-Oscar nominiert.

(Foto: Chris Pizzello/dpa)

John Singleton ist tot. Der Regisseur war eine der prägendsten Figuren des New Black Cinema. Für sein Debüt "Boyz ´n the Hood" wurde er für einen Oscar nominiert.

Von David Steinitz

Die Oscarverleihung 1992 war ein Duell der Kinogiganten. Aber zu den Hollywoodveteranen Ridley Scott, Oliver Stone, Barry Levinson und Jonathan Demme, die in der Kategorie Beste Regie nominiert waren, hatte sich auch ein junger Filmhochschulabsolvent geschmuggelt, der sein Spielfilmdebüt "Boyz 'n the Hood" gedreht hatte. John Singleton wurde mit nur 24 Jahren der jüngste jemals bei den Oscars nominierte Regisseur - vor allem aber war er - 1992! - der erste Afroamerikaner, der für die Beste Regie nominiert wurde.

Singleton wurde 1968 in Los Angeles geboren. 1986 wurde er ins Drehbuchseminar der University of Southern California aufgenommen. Während des Studiums hatte er so viele Preise an der Uni gewonnen, dass die Creative Artists Agency ihn unter Vertrag nahm. Die CAA gehört zu den größten amerikanischen Künstleragenturen. Und so kam es, dass Singleton bereits mit Anfang 20 ein Skript an Columbia Pictures verkaufte und die Studiobosse dem Newcomer so sehr vertrauten, dass sie ihn gleich auch noch Regie führen ließen. "Boyz 'n the Hood" zeigt ein Alltagsamerika, das im Hollywoodkino bislang so gut wie tot geschwiegen worden war - das der schwarzen Jugend in den Großstädten. Singleton wurde eine der prägendsten Figuren des New Black Cinema. Seinen Ruf als neuer Starregisseur bekräftigte er mit "Poetic Justice" (1993) und "Higher Learning/Die Rebellen" (1995). Diese Power wollten sich viele Produzenten auch fürs Blockbusterkino zunutze machen. Mit Samuel L. Jackson drehte er 2000 ein Remake von "Shaft", der Ikone des Blaxploitation-Kinos der Siebziger, mit Mark Wahlberg den Thriller "Vier Brüder" (2004).

Das Kino, sagte Singleton gerne, sei sein "rite of passage", sein Übergangsritus. Am 17. April erlitt er einen Schlaganfall, einige Tage später entschloss sich die Familie, die lebenserhaltenden Maßnahmen zu beenden. Am Montag ist John Singleton im Alter von 51 Jahren gestorben.

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