Musik:Morgenland und Abendland

Ein Konzert der Kulturen mit Pouya Raufyan im Hubertussaal

Von Egbert Tholl

Vor zwei Jahren gab es in der alten Messehalle die aufsehenerregende Aufführung von Mozarts "Zaide", bei der ein Chor syrischer Flüchtlinge mitwirkte. Und Pouya Raufyan, der wunderbar ein Harmonium aus seiner Heimat Afghanistan spielen und singen kann, aber dies in Deutschland eigentlich gar nicht mehr durfte. Er musste zurück nach Kabul, Albert Ginthör vom Gärtnerplatzorchester begleitete ihn, stellte ihm den deutschen Botschafter vor. Dann ging schließlich alles gut aus, die Schauburg engagierte Pouya, er durfte zurück. Und lebt seitdem in Deutschland.

Diese Reise in eine Stadt, in der niemand weiß, ob er am nächsten Tag noch lebt, hat Ginthör nicht mehr losgelassen. Er wollte helfen. Und vor allem Musik machen. Mit Pouya und mit Gleichgesinnten wie Andreas Kowalewitz, dem Kapellmeister am Gärtnerplatztheater. Nun sind die beiden natürlich in den Staatstheaterbetrieb eingespannt, Projekte neben diesem zu entwickeln, braucht viel Zeit. Aber nun ist es wieder soweit: An diesem Donnerstag und Freitag gibt es zwei Konzerte im Hubertussaal in Nymphenburg, die Morgenland und Abendland verbinden, bei denen die Schwestern Walaa und Wissam Kanaieh aus Syrien und eben Pouya Raufyan aus Afghanistan die positive Seite ihrer früheren Heimat, die wunderbare Kultur, präsentieren und verbinden können mit der Musik, die uns umgibt.

Ein Streichquintett vom Gärtnerplatz spielt, Cornelia Lanz singt Arien wie die "Senta-Ballade" aus dem "Fliegenden Holländer". Kowalewitz: "Die Intention hat sich geändert in den vergangenen Jahren. Pouya und die Schwestern Kanaieh sind es inzwischen leid, immer nur die Flüchtlinge zu sein. Wir wollen sie wahrnehmen als Künstler und Menschen." Sie gaben Kowalewitz ein paar Lieder, damit er diese für die abendländischen Musiker arrangieren könne. "Da kriegt du keine Breitkopf & Härtel Urtextausgabe." Nein, da musste er sich das meiste erhören. Harmonisch war das, was ihn selbst überraschte, gar nicht so kompliziert, das meiste sei kirchentonartiges Moll. "Aber der Rhythmus ist eigentlich gar nicht notierbar. Ein Dreiviertel-Takt war noch die beste Annäherung."

Zu den abendländischen Instrumenten kommen Oud und Tabla, Pouyas Harmonium. "Man muss sich den Oud-Spieler Abathar Kmash hier in Deutschland vielleicht so vorstellen, als wäre Albert Mangelsdorff in Kabul gestrandet." Wobei der Musiker Kowalewitz dann darüber nachzudenken beginnt, was eigentlich weiter auseinander liegt, seine und Ginthörs Heimatstädte Hannover und Rosenheim, oder Kabul und München. Musiker empfinden geografische Distanzen anders. Zum Konzert, bei dem auch Lieder aus Griechenland, Ägypten, Spanien, Frankreich und Tunesien erklingen, gibt es auch eine Ausstellung mit Gemälden von Künstlern aus Syrien, Uganda und Kasachstan.

Sehnsucht. Musik. Ankunft, Konzert und Ausstellung, Do./Fr., 7./8. Feb., 19 Uhr, Hubertussaal

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