Kunsthandel:Der Fall Ruffini

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(Foto: Gemeinfrei)

Seit Jahren ermittelt man gegen den Sammler Giuliano Ruffini wegen mutmaßlich gefälschter Kunstwerke alter Meister. Jetzt bringt ein Urteil in New York Bewegung in den skandalösen Fall: 1,2 Millionen Dollar müssen an Sotheby's gezahlt werden.

Von Michael Kohler

Zuletzt war es merkwürdig still um die mutmaßlich gefälschten Bilder geworden, die der französische Sammler Giuliano Ruffini mit ungeklärter Herkunft in den Kunsthandel gebracht hatte. Seit Jahren ermitteln die Pariser Behörden gegen Ruffini, aus dessen Besitz mehrere verdächtige Alte Meister stammen sollen - allerdings ohne greifbare Ergebnisse. Dafür hat ein New Yorker Gericht jetzt wieder Bewegung in die Sache gebracht. Laut Art Newspaper verurteilte es den Einlieferer eines angeblich vom italienischen Manieristen Parmigianino (1503 - 1540) stammenden "Heiligen Hieronymus" dazu, 1,2 Millionen Dollar an das Auktionshaus Sotheby's zu zahlen. Sotheby's hatte das Werk 2012 im Auftrag des luxemburgischen Kunsthändlers Lionel De Pourrières versteigert, es später auf seine Echtheit untersuchen lassen und, nachdem die Ergebnisse auf eine moderne Fälschung deuteten, den Käufer ausbezahlt und De Pourrières auf Schadenersatz verklagt.

De Pourrières gab zu seiner Verteidigung beim italienischen Spezialisten Maurizio Seracini ein Gegengutachten in Auftrag - und erlebte eine böse Überraschung. Bei seinen Untersuchungen entdeckte Seracini in der Firnis des Gemäldes frühestens 1930 produziertes Kunstharz, zudem fand er offenbar Spuren von Holzwürmern in der Holztafel, aber nicht in der auf dieser aufgetragenen Komposition - was für die spätere Übermalung eines zuvor von seiner Schutzschicht "befreiten" Gemäldes spricht. Damit liegen zwei negative Gutachten zu einem Bild vor, das zwischenzeitlich als Leihgabe in einigen der bedeutendsten Museen der Welt hing.

Aus dem ehemaligen Besitz Guiliano Ruffinis stammen auch ein angebliches, ebenfalls bei Sotheby's versteigertes Frans-Hals-Gemälde sowie eine Cranach-Venus, die der Fürst von Liechtenstein 2013 beim Altmeisterhändler Colnaghi erwarb und weiterhin für authentisch hält. Während sich Ruffini von den Entwicklungen kaum beeindrucken lässt - er hat oft betont, nie behauptet zu haben, die fraglichen Werke seien echt -, dürfte es seinen Kunden wieder etwas schwerer fallen, die Indizienlage zu ignorieren.

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