Kunst auf Google Earth:Lupenrein

Dürers graues Schnurrbarthaar: Google Earth holt Meisterwerke aus dem Prado ins Wohnzimmer.

Susanne Weinhart

Eine neue, faszinierende Form der Kunstrezeption eröffnet das am Dienstag in Madrid vorgestellte Kunstprojekt zwischen dem spanischen Nationalmuseum Museo del Prado und dem Computerprogramm Google Earth. Vierzehn Meisterwerke des Museums - darunter Werke von Francisco de Goya, Diego Velázquez und Hieronymus Bosch - werden in dem Geobrowser als sogenannte "Layer" in derart hoher Auflösung dargestellt, dass der Betrachter vom Schreibtisch aus Kenntnis über jedes mikroskopische Detail eines grau-weißen Schnurrbarthaars von Albrecht Dürers berühmten "Selbstbildnis mit Landschaft" erlangt, über jede Bruchstelle der zu dick geratenen Unterlippe, über jeden Pinselstrich im rotbraunen Haar des Renaissancekünstlers.

Kunst auf Google Earth: Mikroskopisch genau lassen sich auf Google Earth Gemälde von Rubens, Velázquez und Goya aus dem Prado betrachten.

Mikroskopisch genau lassen sich auf Google Earth Gemälde von Rubens, Velázquez und Goya aus dem Prado betrachten.

(Foto: Foto: ap)

Google Earth ermöglicht dem Internet-Nutzer, scheinbar mit der Nase über die Leinwände zu fliegen und Details wahrzunehmen, die laut Museum "dem menschlichen Auge verborgen geblieben wären." Über ein Satelittenbild und die 3-D-Ansicht des von Juan de Villanueva von 1785 bis 1819 erbauten Gebäudes gelangt der Betrachter auf die Bilderauswahl, die mit Informationen zu Urheber, Entstehungsjahr, Herkunft und Katalognummer aufwartet. Über das Anklicken des Gemäldes, etwa Rubens' "Die drei Grazien" oder Veláquez' Porträt der Familie von Philip IV von Spanien, "Las Meninas", wird man durch den Eingang in das Museum gesogen und gelangt sofort zum Bild, ohne dessen Standort im Museum jedoch verorten zu können. Ein lupenreiner Genuss.

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