Google Doodle für Robert Noyce:Ein kleiner Chip, der die Welt veränderte

Ohne ihn gäbe es wohl weder Handys noch Computer und unser Alltag würde sich vollkommen anders gestalten: 1958 erfand der US-Amerikaner Roberty Noyce den Vorläufer des Mikrochips. Einen Nobelpreis erhielt er für seine Erfindung jedoch nie.

Christopher Pramstaller

Kaum eine Erfindung hat die Menschheit mehr verändert als der Mikrochip. Es sind längst nicht mehr nur Computer und Handys, die auf die Halbleiter angewiesen sind. Mikrochips sind heute so allgegenwärtig, dass das öffentliche Leben zusammenbrechen würde, wenn sie alle gleichzeitig abgeschaltet würden. Die Wäsche müsste von Hand gewaschen werden, neuere Autos würden plötzlich stehen bleiben, Fernseher würde keine Bilder mehr zeigen, das Radio bliebe stumm.

Google Doodle für Robert Noyce

Der 1927 geborene Techniker, der an diesem Montag 84 Jahre alt geworden wäre, starb 1990 an Herzversagen.

(Foto: Wikipedia)

Jack Kilby und Robert Noyce heißen die beiden Männer, die fast gleichzeitig den Mikrochip erfunden haben und unser Leben damit nachhaltig veränderten. Letzteren ehrt Google an diesem Montag mit einem Doodle. Er wäre an diesem Montag 84 Jahre alt geworden.

Anschalten und Ausschalten: Besonders beeindruckend kann die Präsentation der neuen Erfindung im Jahr 1958 nicht ausgefallen sein. Denn die rund elf Millimeter lange, mit Transistoren und ein paar Kleinteilen bestückte Germanium-Platte hatte Ende der 1950er Jahre noch keinerlei Anwendung. Alles was getan werden konnte, war, einen Schalter umzulegen, der auf einem angeschlossenen Oszilloskop eine Sinuskurve zeichnete.

Jahrelang wurde der integrierte Schaltkreis auf Technikerkongressen eher als Kuriosität gehandelt. Die Möglichkeiten, die die Erfindung mit sich bringen sollte, waren auch Kilby und Noyce noch nicht bewusst. Produkte und Anwendungen mussten erst noch erfunden werden.

Texas Instruments war schließlich die erste Firma, die ein Gerät konstruierte, das Verwendung für den Mikrochip fand: den Taschenrechner. Damit war der Bann gebrochen und schon hier wurden die vielfältigen Möglichkeiten des kleinen Geräts deutlich. Was vorher eine schreibmaschinengroße Maschine erledigen musste, konnte nun ein kleines leichtes Gerät übernehmen, das man außerdem noch bequem mit sich herum tragen konnte.

Kein Intel ohne Noyce

Eigentlich hätte Robert Noyce irgendwann den Nobelpreis in Physik erhalten müssen. Doch der 1927 geborene Techniker verstarb bereits im Jahr 1990 an Herzversagen - Kilby erhielt ihn schließlich im Jahr 2000. Viele der Anwendungen, unser heutiges Leben maßgeblich bestimmen, konnte er nicht mehr in ihrer Gänze miterleben. Dabei ist es dem Mitbegründer der Firma Fairchild Semiconductor zu verdanken, dass das Zentrum der Halbleitertechnologie in den USA, das Silicon Valley, zu dem geworden ist, was es heute ist.

Silizium-Wafer auf Polymerbasis

Heutige Mikrochips haben mit ihren Vorläufern aus dem Jahr 1958 nur noch die Grundidee gemeinsam. Mussten Kilby und Noyce mit nur einem Transistor pro Chip auskommen, so sind auf den heutigen Chips bis zu zwei Milliarden Transistoren  versammelt.

(Foto: dpa)

Noyce Unternehmen war eins der ersten im südlichen Teil der San Francisco Bay und wurde zu einer festen Größe des aufstrebenden Silicon Valley. "Bürgermeister von Silicon Valley" wurde er später genannt, da er nicht nur 1968 Intel gründete und damit die Massenproduktion von Mikrochips erst richtig in Gang brachte, sondern ebenfalls an der Gründung von AMD mitbeteiligt war und nicht zuletzt zahlreiche Technik-Start-Ups förderte. Google soll auch dazu gehört haben.

Heutige Mikrochips haben mit ihren Vorläufern aus dem Jahr 1958 nur noch die Grundidee gemeinsam. Mussten Kilby und Noyce damals mit nur einem Transistor auf dem Chip auskommen um ihre Erfindung zu demonstrieren, so sind auf den heutigen Chips in Servern bis zu zwei Milliarden Transistoren versammelt.

Wie raumgreifend die Technik geworden ist, belegt das Wachstum der Branche. Jim Tully, Vize-Präsident des Marktforschungsunternehmens Gartner, sagt: "Während der letzten Jahrzehnte haben die Umsätze jährlich um zehn Prozent zugenommen. 2008 werden weltweit Mikrochips im Wert von 190 Milliarden Euro verkauft werden." Und ein Ende dieses Wachstums ist nicht abzusehen. Mittlerweile, so der Gartner-Manager, sind die Mikrochips "so eng mit unserem Leben verwoben, dass es schwerfällt, sich ein Leben ohne sie vorzustellen".

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