Die Diversität hat die Antike erreicht, genauer: die Geschichtsschreibung über die Antike. Dass frühere Forscher wie Johann Winckelmann und Edward Gibbon ein vormodernes Bild der Antike verbreiteten, ist das eine. Heute aber, warnt die amerikanische Homer-Expertin Alison C. Traweek aus Philadelphia in der Zeitschrift "Los Angeles Review of Books", werde die Antike durch die Neuen Rechten missbraucht. Die Altright-Bewegung preist die griechisch-römische Blütezeit als Ausdruck "weißer" Überlegenheit, rechte Twitter-Nutzer schmücken ihre Seiten mit vermeintlich griechischen Helmen. Cicero hätte sich mit Grausen abgewendet, meint Traweek:
"Cicero und Sokrates waren entschieden nicht ,weiß'. Schon der Begriff hätte sie verwirrt, denn antike Theorien von ,Rasse'. . . kannten keine Kategorie für ,weiß'. In der Antike war ,Rasse' weniger verbunden mit der physischen Erscheinung - Hautfarbe oder Haare -, sondern an Klima, Geographie oder politisches Umfeld geknüpft. . . Sie war nicht leicht zuzuordnen und konnte sich verändern, entsprechend den Lebensumständen."
Korrektur: In einer früheren Version dieses Artikels haben wir Alison Traweek fälschlicherweise als Mann bezeichnet.