Nachruf:Lebensaufgabe Kunstsammeln

Kunstsammler Frieder Burda gestorben

Frieder Burda, geboren 1936, war der zweite Sohn des Konzern-Gründers Franz Burda; sein jüngerer Bruder ist der Verleger Hubert Burda.

(Foto: Uli Deck/dpa)

Mit Systematik und Akribie schuf Frieder Burda eine der wichtigsten deutschen Sammlungen. Sein erster Kauf war dabei möglicherweise eine kleine Revolte.

Von Peter Richter

Das Bild, das den Grundstock für seine Kunstsammlung legen sollte, erwarb Frieder Burda erst in seinen frühen Dreißigern. Es handelte sich um eine der zerschlitzten Leinwände des Argentiniers Lucio Fontana. Burda soll es auf der Documenta 4 gesehen und 3500 Mark dafür bezahlt haben. 1968 war das, und neben den vielen politischen Aufbrüchen, die sich mit jenem Jahr verbinden, war vielleicht auch dieser Kauf eine kleine private Revolte und Emanzipationsbewegung.

Frieder Burda war 1936 als zweiter Sohn des Verlegerehepaares Franz und Aenne Burda auf eine Welt gekommen, die für ihn eine Karriere im Geschäftszweig des Vaters vorgesehen hatte. Tatsächlich war er nach einer Drucker- und Verlagslehre zunächst lange im Familienkonzern tätig. Aber seine wahre Lebensaufgabe, hieß es schon früh, habe Frieder Burda mit dem Sammeln von Kunst gefunden, das er bald mit einer Professionalität und Systematik betrieb, denen sich inzwischen eine der bedeutendsten deutschen Sammlungen von Nachkriegskunst verdankt.

Denn gesammelt hatte sein Vater durchaus auch, Expressionisten vor allem. Um sich von ihm abzusetzen, konzentrierte sich Frieder Burda auf seine eigenen Zeitgenossen und fügte unter anderem eine repräsentative Auswahl von Werken der Maler Gerhard Richter und Sigmar Polke aus allen Lebensphasen zusammen. Abgesehen von ausgerechnet diesen beiden ließ sich aber auch in Burdas Sammlung immer ein Hang zum Expressionistischen, zumindest aber Expressiven erkennen. Namen wie Georg Baselitz und Eugen Schönebeck stehen dafür, von den Abstrakten Expressionisten aus Amerika, von Jackson Pollock und Willem de Kooning gar nicht zu reden: große, gestische Bildwerke also.

In einer entsprechend großen Geste hatte Burda, der selbst keine Nachkommen hinterlässt, diese Sammlung in Baden-Baden der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, den New Yorker Architekten Richard Meier dafür einen Museumsbau errichten lassen und kam selbst für den Unterhalt und den anspruchsvollen Ausstellungsbetrieb auf. Am Sonntag ist Frieder Burda, wie das Museum mitteilt, im Alter von 83 Jahren gestorben.

Zur SZ-Startseite
Kurator Bonaventure Ndikung

Berliner Kurator zur Restitutionsdebatte
:"Sie ertrinken in den Objekten"

Ethnologische Museen behaupten, bei ihnen sei das kulturelle Erbe sicher aufgehoben. Bonaventure Ndikung kennt den Zustand dort - und sieht das anders.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: