Festivals:Die kleinen Feinen

Die deutsche Festivallandschaft unterhalb der Superseller und Mainstream-Medienereignisse - ein unübersichtliches Nebeneinander von Klein- und Kleinstfesten, in das zahlreiche "Planer" und "Guides" Qualitätsschneisen zu schlagen suchen.

Einen umfassenden, befriedigenden oder gar vollständigen Überblick zu liefern - ein Ding der Unmöglichkeit. Zu viele Jugendgemeinderäte, Vereinsvorsitzende Pfadfinder und Schulfreunde fühlen sich berufen, den Rock vom Ring an den Dorfteich, auf den Marktplatz und die Turnhalle zu locken. Und doch lohnt ein Blick auf diese Mini-Ereignisse, deren Organisatoren sich so ganz ohne Glamour und große Gesten mit Bürgermeistern und Gemeinderäten herumschlagen müssen. Ohne großes Budget, Kamerakräne und Videoleinwände, PR-Profis und Medienpartner. Denn es gilt, wahre Perlen zu entdecken.

Festivals: Feste feiern, baden gehen: Das entspannte Immergut-Festival

Feste feiern, baden gehen: Das entspannte Immergut-Festival

Das Immergut zum Beispiel, das medial wohl meistgeliebte Kleinst-Festival. Zu Recht! Denn das, was da im kleinen Neustrelitz stattfindet, ist ein Fest von seltener Qualität. Ein Familientreffen mit professioneller Kuheuter-Corporate Identity. Ein Grillabend unter Freunden mit internationalen Indie-Lieblingskünstlern. Bei solch netter Atmosphäre wird es beinahe nebensächlich, welche Musiker denn nun kommen, um zu feiern. Die zwei Tage idyllisches Beisammensein wiegen mehr als all die Metallicas und Depeche Modes dieser Welt. Dabei verschlägt es mit den Yeah Yeah Yeahs, Art Brut, Tomte und Blumfeld wahrlich angesagte Namen am 26. und 27. Mai in die Idylle der Mechlenburgischen Seenplatte. Einmalig auch das Fußballturnier Immergutzocken, wo Veranstalter, Bands und Fans miteinander kicken dürfen - auf Augenhöhe versteht sich. Immergut, ein ziemlich selbstbewusster Name für ein kleines Festival. Auf Nachfrage erklärt Pressebeauftragte Sabrina Follert: "Unter uns gesagt, haben wir einen Vertrag mit dem Teufel und da sind eben keine schlechten Tage vorgesehen." Ein Festival zum Liebhaben. Irgendwie immer gut. Und leider wieder einmal ausverkauft.

Das Haldern Pop am Niederrhein ist auch eines dieser kleinen Festivals, das sich trotz seiner überaus professionellen Organisation und Vermarktung seinen unverwechselbaren Indie-Charakter bewahren konnte. Von 14 Messdiener und zwei Oberministranten Anfang der achtziger Jahre erstmals als kleine Party initiiert, kann das Haldern mittlerweile auf eine stolze Festivalgeschichte zurückblicken. Franz Ferdinand spielten hier, Bob Geldof, Heather Nova, Muse und Tocotronic genauso wie die Cardigans und Travis. Man liebt den ehrlichen, handgemachten Pop in Rees-Haldern. Das Programm 2006 ist - wenn auch etwas schwächer als im letzten Jahr - rundum gelungen: Sven Regeners Element of Crime schauen vorbei, Mogwai und Motorpsycho spielen auf und Lambchop werden einen ihrer fabelhaften Auftritte spielen.

Ein schönes Fest verspricht auch das in diesem Jahr zum achten Mal stattfindende Rocco del Schlacko zu werden. Zum größten Festival des kleinen Saarlands kommt in diesem Jahr mit das Beste, was der deutsche Pop im Jahr 2006 zu bieten hat: Tomte, Kettcar, Die Sterne, Blackmail und der überaus unterhaltsame Junge mit Gitarre, Olli Schulz, spielen auf. Fettes Brot musizieren auch zu später Stunde.

Zu Rock am Deich fährt zum Fünfjahres-Jubiläum mit Art Brut, Mediengruppe Telekommander, Madsen und Robocop Kraus ein ganzer Schulbus voll grandioser Bands in den hohen Norden. Auf dass die ostfriesischen Deiche wackeln!

Weit entfernt von Häkeldeckchen und Schunkelschikane ist auch das ebenfalls in Ostfriesland stattfindende Omas Teich Festival, das in diesem Jahr die schwedischen Shout Out Louds als Hauptact präsentiert.

Für das Populario in Hoyerswerda hat sich Philip Boa mit seinem Voodooclub angesagt. Mit Chikinki aus Bristol spielt auch einer der hierzulande leider etwas untergegangenen 2005er Neuentdeckungen von der Insel. Ansonsten: Deutschsprachiges von Tocotronic, Winson und Virginia Jetzt. Und - "howl howl gaff gaff!" - die Shout out louds.

Immergut Festival 26.-27.Mai 2006 Neustrelitz

Eintritt: 34 Euro zzgl. VVG (inkl. Campen u. Parken)

Line-Up Highlights: Art Brut, Yeah Yeah Yeahs, The Apleesed Cast

Wer es klein, familiär und freundschaftlich - "kuschelig" wie Markus Kavka meint - mag, dem sei dieses wunderbare kleine Fest anempfohlen. Und nicht nur die Atmosphäre ist einzigartig, überaus feine, handverlesene Musikgruppen spielen auf.

Haldern Pop 03. bis 05. August 2006 Rees-Haldern am Niederrhein

Eintritt: 47 Euro zzgl. VVG (inkl. Campen u. Parken)

Line-Up Highlights: Lambchop, Mogwai, Motorpsycho

Ein schönes Festival mit einem runden Line-Up.

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Rocco Del Schlacko 26. bis 27. Mai 2006 Püttlingen-Köllerbach

Eintritt: 37 Euro zzgl. VVG (inkl. Campen u. Parken)

Line-Up Highlights: Sugarplum Fairy, Gem, Die Sterne

Gute Mischung zwischen Populärem und noch nicht Populärem. Das kleinste Bundesland mit einem großartigen Festival.

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Rock am Deich 27. Mai 2006 Leer

Eintritt: 19€ zzgl. Gebühren

Line-Up Highlights: Mediengruppe Telekommander, Art Brut

Es wird laut für all die Schafe in Leer, Ostfriesland. Nette Kapellen treten an, das Wellenbranden zu übertönen. Schön.

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Rock am Bach 05. August 2006 Wadern-Nunkirchen

Eintritt: wird noch bekannt gegeben

Line-Up Highlights: Rantanplan

Wie in jedem Jahr ein formidabler Ablass für Freunde von Punk, Ska und Hardcore ins Saarland zu pilgern.

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Omas Teich Festival 28 bis 29. Juli 2006 Grossefehn

Eintritt: wird noch bekannt gegeben

Line-Up Highlights: Shout out louds, Bernd Begemann & die Befreiung

Klein, aber fein.

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Populario 18. bis 19.August 2006 Hoyerswerda

Eintritt: 30 Euro (zzgl. Gebühren)

Line-Up Highlights: Phillip Boa & The Voodooclub, Tocotronic, Chikinki, Shout out louds

Eine exzellente Mischung.

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Vainstream Rockfest 01. Juli 2006 Münster

Eintritt: 20 Euro (zzgl. Gebühren)

Line-Up Highlights: Bullet for my Valentine

Freunde harter Rockmusik sind mit Bullet for my Valentine, den Backyard Babies, Boysetsfire und Caliban sicher bestens bedient.

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