Das ist schön:Künstlerinnen im Fokus

Warum Galeristin Barbara Gross zu Recht ausgezeichnet wird

Von Evelyn Vogel

Seit Jahrzehnten kämpfen die Galerien für zeitgenössische Kunst in München darum, nicht nur als Unternehmen mit wirtschaftlichen Interessen wahrgenommen zu werden. Weil eine lebendige Galerieszene auch eine künstlerische Bereicherung für eine Stadt ist. Die Galerieninitiative findet dabei beim Kulturreferat seit Jahren offene Ohren und erhält eine, wenn auch nicht opulente finanzielle Unterstützung. Auch der "Verein zur Förderung der Außenwahrnehmung Münchens als Kunststandort", kurz VFAMK, der hinter dem noch jungen Projekt "Various Others" steht, erhält eine Förderung durch die Stadt. Und kürzlich hat der Kulturausschuss zusätzlich eine mit 50 000 Euro dotierte, künftig jährlich zu vergebende Förderung von Galerieprojekten beschlossen. An all dem lässt sich ermessen, dass die Wahrnehmung und Wertschätzung für das Galerieumfeld der Stadt gestiegen ist.

In diese Stimmung hinein passt es gut, dass die Galeristin Barbara Gross am Donnerstagabend mit dem Kunstpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet wurde. Es ist ein Preis, der in der Regel Kunstschaffenden, nicht Kunstvermittlern verliehen wird. Doch längst hat man in den städtischen Gremien erkannt, dass gute Galeristen eben mehr sind als Kunsthändler. Und Barbara Gross ist ohne Zweifel eine der besten in dieser Stadt. Seit 30 Jahren führt sie ihre Galerie für zeitgenössische Kunst und hat sich in dieser Zeit besonders für die Wahrnehmung von Künstlerinnen eingesetzt. Lange bevor allenthalben mangelnde Gendergerechtigkeit beklagt wurde, hat sie dafür gesorgt, dass Künstlerinnen adäquat in den Fokus gerückt wurden. Nicht, um eine Quote um der Quote willen zu verbessern. Sondern aus der Weitsicht heraus, dass Künstlerinnen viel zu lange im Schatten ihrer männlichen Kollegen und künstlerischen Partner standen und dass gute Kunst - egal welchen Geschlechts - gefördert werden muss.

Dass Barbara Gross das Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro dazu verwendet, Werke der indischen Videokünstlerin und Documenta-Teilnehmerin Tejal Shah dem Lenbachhaus zu stiften, zeigt zwei Dinge: Zum einen, dass Barbara Gross eine Kunstvermittlerin im besten Sinne ist. Zum anderen, dass Galeristen, auch mittelständische, die immer ums wirtschaftliche Überleben kämpfen müssen, nicht nur Unternehmen mit finanziellen Interessen sind. Und das ist doppelt schön.

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