Anekdoten zum Literaturnobelpreis:Wie Sartre es sich anders überlegte

Jean-Paul Sartre

Jean-Paul Sartre - er ließ sich vom Nobelpreis nicht beeindrucken.

(Foto: dpa)

Jean Paul Sartre wollte den Literaturnobelpreis nicht, später irgendwie doch. Boris Pasternak durfte ihn nicht annehmen. Und eine Preisträgerin namens Pearl S. Buck verursachte wahren Aufruhr. Episoden aus mehr als einem Jahrhundert Literaturnobelpreis-Geschichte.

Der Nobelpreis für Literatur zeichnet seit mehr als 110 Jahren hervorragende Autorinnen und Autoren aus - jedenfalls in den meisten Fällen. Denn ganz ohne Kurioses, Kontroverses oder Banales ging es natürlich nicht. Einige Episoden und Anekdoten.

Die Wartenden

Als Günter Grass die Auszeichnung 1999 endlich erhielt, hatten ihn schon viele als Preisträger abgeschrieben. Grass war jahrelang immer wieder favorisiert worden, sein zentrales Werk "Die Blechtrommel" schon 40 Jahre vorher erschienen. Andere hochkarätige Autoren missachtete die Stockholmer Jury ganz: etwa Leo Tolstoi, James Joyce, Virginia Woolf, Franz Kafka, Marcel Proust, Friedrich Dürrenmatt, Henrik Ibsen oder August Strindberg.

Der Verhinderte

Der Russe Boris Pasternak ("Doktor Schiwago") musste die begehrte Auszeichnung 1958 auf Druck der sowjetischen Parteiführung ablehnen. 1989 nahm sein Sohn die Ehrung für den bereits gestorbenen Pasternak entgegen.

Der Verschmäher

Der Franzose Jean-Paul Sartre wies die Ehrung 1964 als bisher einziger freiwillig zurück. "Jeder Preis macht abhängig", erklärte er. Elf Jahre später fragte er beim Nobelkomitee aber doch nach, ob man ihm nachträglich die Dotierung von damals 273.000 Schwedischen Kronen überweisen könne. Bekommen hat er das Geld nicht.

Der Politiker

Nicht immer fiel die Wahl der Akademie auf Romanautoren oder Lyriker. 1953 ging der Preis an den britischen Ex-Premierminister Winston Churchill - gewürdigt wurden seine literarischen Verdienste als Historiker und Biograf sowie seine Redekunst.

Das ungeschriebene Gesetz

Als die US-Schriftstellerin Pearl S. Buck 1938 unter anderem für "ihre reichen und echten epischen Schilderungen aus dem chinesischen Bauernleben" ausgezeichnet wurde, war der Aufschrei groß. Bucks Literatur galt als trivial, die Ehrung als Missgriff. Deshalb verhindert heute die inoffizielle "Lex Buck", den vermeintlichen Fehler zu wiederholen. Die Regel besagt, dass ein Schriftsteller erst dann den Preis erhalten kann, wenn er mindestens in einem Jahr vorher auf der Liste der engsten Favoriten stand.

Das kritisierte Jurymitglied

Kurz vor der Vergabe des Nobelpreises 2008 erregte Jurymitglied Horace Engdahl mit seinen Äußerungen über US-Literatur Aufsehen. Der Schwede wurde dafür kritisiert, dass er Schriftsteller aus den Vereinigten Staaten in einem Interview als "zu isoliert und unwissend" für große Werke bezeichnet hatte. Beim Nobelpreis für Literatur dominieren die europäischen Gewinner - die USA warten inzwischen seit 20 Jahren auf eine erneute Auszeichnung.

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