11. September als TV-Ereignis:Ein bisschen Verschwörungstheorie

Das Geheimnis des dritten Turms und die Frage, was auf Flug 93 geschah: Auch im letzten Jahr der Ära Bush ist der 11. September ein Fernseh-Ereignis.

Claudia Tieschky

Der 11. September ist ein Erinnerungsereignis im TV, und die New York Times lobt in diesem Jahr eine zurückhaltende und von Philip Glass vertonte Dokumentation beim Network PBS Objects and Memories über Gegenstände, die Erinnerungen der Überlebenden zurückholen und Geschichten. Ein Feuerwehrhelm. Eine Geldbörse. Ein handbeschriebenes Stück Papier. Im Programm der deutschen Sender verlieren zum Gedenktag im letzten Jahr der Regierung Bush die Verschwörungstheorien an Aufmerksamkeit.

11. September als TV-Ereignis: An Bord  von Flug 93 ergreifen die Passagiere ihre einzige Chance: Sie stürmen das Cockpit.

An Bord von Flug 93 ergreifen die Passagiere ihre einzige Chance: Sie stürmen das Cockpit.

(Foto: Foto: ZDF/Jonathan Olley)

Es geht jetzt mehr um die Kraft Amerikas zu Selbstbestimmung, um Handlungsfreiheit, um die Verantwortung des Einzelnen für das Gemeinwohl, es geht um: Flug 93. Drei Filme befassen sich mit dem vierten der am Anschlagstag entführten Flugzeuge. Die Boeing 757 stürzte nach der Gegenwehr der Passagiere auf einem Acker in Pennsylvania ab, statt nach Plan der Terroristen zur Waffe gegen die USA zu werden, wie jene Jets, die ins World Trade Center und ins Pentagon rasten.

Letzte Worte, letzte Rätsel: Kabel 1 zeigt die US-Produktion "Die Helden von Flug UA 93" ("The flight that fought back") von 2005. Das ZDF bringt das Dokudrama "Flug 93", das der Brite Paul Greengrass ("Die Bourne Verschwörung") inszenierte. Er rekonstruierte anhand von Protokollen der Flugsicherung und Telefonaten der Passagiere das Geschehen. Die Zeitspanne vom Start in Newark bis zum Absturz drehte Greengrass fast in Echtzeit und teils mit Darstellern, die sich selbst spielen: Wie Ben Sliney von der Flugsicherung. Sliney ist auch Gewährsmann der ZDF-Dokumentation "Flug 93". Nur engen Angehörigen der Toten spielte man Monate später die tumulthaften Tonbandaufzeichnungen vom Kampf im Cockpit vor. Eine Mutter und eine Witwe beschreiben, was sie hörten.

Noch einmal ein wenig Verschwörung gibt es in der bereits gesendeten (und über die ZDF-Mediathek abrufbaren) BBC-Koproduktion "Das Geheimnis des dritten Turms". Vorgeführt werden allerhand Theorien, warum der Einsturz des Gebäudes 7 auf dem Gelände des World Trade Center verdächtig sei: Wurde es gesprengt? Um Spuren eines US-inszenierten Anschlags zu beseitigen? Mit dem sagenhaften Wirkstoff Thermit? Erst ganz am Ende siegt die Vernunft dank des kürzlich vorgestellten Untersuchungsberichts vom National Institute of Standards and Technology. Vox sendet lieber gleich "9/11 Mysteries", einen der vielen Verschwörungsfilme aus dem Internet.

Nach sieben Jahren gibt es aber tatsächlich auch so etwas wie Klassiker des Genres: Kabel 1 bringt Michael Moores "Fahrenheit 9/11" und der NDR zeigt "11. September - die letzten Stunden im World Trade Center" der Brüder Gédéon und Jules Naudet, die an diesem Tag in New York nur einen Feuerwehrmann bei der Arbeit filmen wollten und dann einfach immer weiterdrehten.

Dienstag: Flug 93, ZDF, 20.15 Uhr. Flug 93 - Die Dokumentation, ZDF, 21.55 Uhr; Fahrenheit 9/11, Kabel 1, 20.15 Uhr; Die Helden von Flug UA 93, Kabel 1, 22.40 Uhr; Donnerstag: Der 11. September 2001 - Mythos und Wahrheit, Phoenix, 21 Uhr; 9/11 Mysteries, Vox, 22.50 Uhr; 11. September - die letzten Stunden im World Trade Center, NDR, 23 Uhr.

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