Süddeutsche Zeitung

Zeitumstellung:Volksbefragung, die keine ist

Ob Winter- oder Sommerzeit nun dauerhaft kommen soll oder doch lieber alles beim Alten bleibt, ist unter SZ-Lesern umstritten. Fest steht: Die Umfrage zum Thema war keineswegs repräsentativ.

Zu "Zeitloses Thema" vom 4. März:

Die Medien waren voll mit gleichlautenden Berichten über die beabsichtigte Zeitumstellung in den nächsten Jahren. Es sei "ein erster Schritt" des Verkehrsausschusses der EU. Die Mehrheit der Völker sei gegen diese alljährliche Zeitumstellung. Welch' eine Offenbarung! Und dazu braucht die europäische Kommission für die Umsetzung nun bis Ende 2021. Die andere Seite des Schwachsinns ist die, dass man bis 2020 von den 27 Staatsführungen wissen will, ob man nun die Winterzeit oder die Sommerzeit bevorzugt. Angeblich befürchte man einen "Flickenteppich" aus unterschiedlichen Zeitzonen. Das klingt ja schon fast nach einer Volksbefragung. Ich frage mich, warum sollen jetzt die Staatsführungen zu dieser Entscheidung befragt werden, wo doch bisher das Volk nichts zu entscheiden hatte: die Zeitumstellung war eine diktatorische Maßnahme. Nicht einmal die Astronomen, die sich mit Zeit und den Zeitzonen befassen, wurden befragt, sondern Unkundige haben darüber entschieden.

Karlheinz Baumgartl, Zeilarn

Warum sprechen Sie bei der Zeitumstellungsdiskussion immer von der Winterzeit? Das ist die Normalzeit! Mit dem Ausdruck "Winterzeit" suggerieren Sie, dass man dann ständig im Winter lebt, und das ist Blödsinn. Wissen Bei ständiger Sommerzeit geht die Sonne im Winter um 9.04 Uhr auf (Münchner Region). Das halte ich aus Schülersicht für ein großes Problem. Der Sonnenuntergang dann um 17.20 Uhr statt um 16.20 Uhr ist kein entscheidender Vorteil für die arbeitende Bevölkerung, bei Feierabend ist es trotzdem dunkel.

Birgitt Zeytz, Gauting

Ein praktischer Effekt einer dauerhaften Sommerzeit kommt mir zu kurz. Auch im zu Ende gehenden Winter haben wir Eltern unsere Kinder monatelang im Dunkeln aus dem Haus in Schulen und Kindergärten geschickt. Bei dauernder Sommerzeit verlängern wir diese Zeit erhöhter Unfallgefahr und schlechter Arbeitsvoraussetzungen unnötig. Da ich persönlich auch eine dauerhafte Winterzeit (Sonnenaufgang in München Anfang Juli wäre dann um 4:17 Uhr) nicht für sinnvoll halte, bleibt mir ausnahmsweise nur die Hoffnung auf das, was der von Ihnen zitierte Diplomat mutmaßt — "möge das Thema zwischen den EU-Institutionen einen langsamen Tod sterben".

Peter Rübel, Günzburg

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Quelle:
SZ vom 12.03.2019
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