Xenotransplantationen:Tiere als Ersatzteillager

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Statt Milliarden in fragwürdige Tierversuche zu stecken, sollte mehr Geld zur Verfügung gestellt werden für andere, tierversuchsfreie Forschung, meint eine Leserin. Mitgeschöpfe dürften nicht missbraucht werden.

Der Bericht "Schweine-Edition" (13. Oktober) über Manipulationen am Erbgut von Schweinen handelt von einem der schlimmsten Auswüchse der heutigen biomedizinischen Forschung. Im Fokus der Entwicklung transgener Schweine steht unter anderem die Xenotransplantation, ein Verfahren mit dem Ziel, die Tiere gentechnisch so zu verändern, dass sie für den Menschen als Organspender dienen können. Fühlende Lebewesen, die ein Recht auf Leben und Unversehrtheit haben, werden somit missbraucht als unbegrenzt verfügbares und möglichst risikoloses Ersatzteillager. Für die Zucht transgener Tiere werden hohe "Ausfälle" kalkuliert, das heißt nur etwa ein Prozent der Tiere, die gezüchtet werden, erfüllt die Erwartungen. Die anderen sterben oder werden getötet.

In München wird seit 1990 mit riesigem finanziellen Aufwand (vor allem aus Steuergeldern) an zwei Zentren Xenotransplantationsforschung an Schweinen betrieben. Am Institut für Chirurgische Forschung am Klinikum Großhadern werden transgenen Schweinen Herzen entnommen und Pavianen eingepflanzt. Außer unermesslichem Leid für die Versuchstiere haben jahrzehntelange Versuche bisher nur zu qualvollen Abstoßungsreaktionen bei den Empfängertieren (Pavianen) geführt.

Selbst wenn dank der Designernuclease CRISPR-Cas9 die Technik der Genmanipulation vereinfacht wird und Probleme wie die immunologische Abstoßung von Xenotransplantaten verringert sein sollte, bleibt unklar, wie sich die Organe im menschlichen Körper integrieren, ob sie empfänglich für humane Botenstoffe sind, ob sie eine menschlichen Organen entsprechende "Lebensdauer" haben, wer diese Organe erhalten soll, wer für die immensen Kosten und die nach wie vor lebenslang notwendige immunsuppressive Therapie der Empfänger aufkommt. Statt illusionäre Hoffnungen auf den Austausch defekter Organe zu nähren, wäre es sinnvoller, Geld zu investieren in Gesundheitsaufklärung, ganzheitliche Medizin und Prophylaxe. Statt Milliarden in fragwürdige Tierversuche zu stecken, sollte mehr Geld zur Verfügung gestellt werden für die tierversuchsfreie, für Menschen relevante Forschung, die sich unter anderem menschlicher Zellen und menschlichen Gewebes bedient und schon hervorragende Ergebnisse erzielt. Dr. Rosmarie Lautenbacher, Augsburg

© SZ vom 02.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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