Wirtschaftswachstum:Die Grenzen der Vernunft

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Welche Aussagekraft haben die Thesen in "Die Grenzen des Wachstums" nach 50 Jahren noch?

Zu "Zurück ins Bücherregal" vom 14. März:

Ein echter Klassiker

Wenn der fünfzig Jahre alte Bericht über "Die Grenzen des Wachstums" mit manchen Annahmen und Prognosen falsch gelegen haben mag, ist das ein schwacher Trost. Denn die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen schreitet ja unbestreitbar fort. Einfach nur das Wachstum abzuwürgen, rettet noch lange nicht die Umwelt. Genauso wenig ist die Frage beantwortet, ob sich eine nur durch Wachstum am Laufen gehaltene Wirtschaft mit der Erhaltung unserer natürlichen Ressourcen vereinbaren lässt. Wie jeden echten Klassiker kann man auch "Die Grenzen des Wachstums" immer wieder aus dem Regal ziehen. Die aufgeworfenen Fragen sind von unverminderter Dringlichkeit.

Axel Lehmann, München

Alles nur Show?

Diese Aussage über die Grenzen unseres Wirtschaftswachstums war doch bis heute die gültige Meinung der Partei Bündnis 90/Die Grünen und der mit ihr sympathisierenden Bewegungen. Für sie sind doch das Wirtschaftswachstum und die weltweiten Veränderungen damit das Übel allgemein. Sie machen daraus eine dogmatische Weltanschauung. Sie lassen Kinder und Jugendliche in Angst und Schrecken um deren Zukunft durch die Straßen ziehen, warum, wenn es doch nicht an dem profitorientierten Wachstum liegt. Meine Schlussfolgerung nach dem Lesen des Artikels ist: War alles bisher nur Show, um Kinder und Jugendliche zu verunsichern? Werden wir Menschen und die Natur dann doch nicht bedroht, zum Beispiel durch die CO₂-Emissionen, die angeblich durch das ökonomische Wachstum verursacht werden?

Ja, 1972 kannten wir noch keine Solaranlagen, Windräder, aber wir hatten auch kein Netflix. Dem Ansatz kann ich nicht folgen, wenn der Autor ein Stahlwerk mit einem Streamingdienst hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs vergleicht. Jeder Klick im Internet verursacht einen exorbitanten Stromverbrauch, ohne dass etwas Produktives daraus entsteht. Wenn wir über das ökonomische Wachstum keine gesellschaftliche Debatte mehr führen, dann erledigt sich auch die über die "Klimaveränderung".

Hubert Klemenjak, Mindelheim

Ressourcenverschwendung

Der Wirtschaftsteil der SZ ist noch immer Anhänger der heiligen Kuh - "Wachstum um jeden Preis". Dabei sollte sich doch allmählich die Erkenntnis durchsetzen, dass es immerwährendes Wachstum in einer endlichen Welt nicht geben kann.

Die Behauptung, dass der demografische Wandel das Wachstum senken würde, vergisst, dass die stete Anhebung des Lebensstandards ein ressourcenverschleuderndes Ergebnis zeitigt. Hierzu gibt es zwei Lösungen: Entweder die Weltbevölkerung wird umgekehrt proportional zur Lebensstandardsteigerung zurückgefahren oder der Lebensstandard wird weltweit eingefroren.

Dass das globale Bevölkerungswachstum seit Ende der 1960er-Jahre "prozentual" sinkt, ist zwar richtig, aber trotzdem lebten 1960 drei Milliarden Menschen auf diesem Planeten und Stand heute sind es fast acht Milliarden. Also was soll diese irreführende Angabe?

Angesichts der Tatsachen, dass die Weltmeere leer gefischt sind, täglich viele Arten aussterben und Insekten und Vögel in nie da gewesener Weise verschwinden, kann man die Empfehlung, besagtes Buch "Die Grenzen des Wachstums" ins Bücherregal zurückzustellen, nur als blanken Zynismus werten. Oder hat sich der Autor der Meinung angeschlossen, dass der Point of no return schon lange überschritten wurde. Darüber könnte man durchaus diskutieren.

Ferdinand Maier, Passau

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