Wirtschaftsprüfer:Kritik an der Dominanz

Die Berichte über die Macht der Big Four hat einige SZ-Leser aufgeschreckt. Die Vermischung von Beratung und Wirtschaftsprüfung finden sie genauso bedenklich wie die beherrschende Stellung von KPMG, PwC, EY und Deloitte.

Zu "Zerschlagt die Vier" vom 2./3. März und "Vier gewinnt" vom 23./24. Februar:

Das ist ein Artikel, der mich fassungslos macht. Regen mich schon die vielen kostspieligen Beraterverträge in den Ministerien auf, so ist der damit verbundene Lobbyismus zugunsten der Wirtschaft und ihren Strategien zur Steuervermeidung noch schlimmer. Top-Thema! Da braucht unser Finanzminister nicht so knickrig zu sein, und Seehofers Integrationskosten sind dagegen Peanuts. Es gäbe Steuergeld, man müsste es nur mit Hilfe von gutem Gesetzeswerk eintreiben. Mitarbeiter gibt es zuhauf in den Ministerien und Parlamentarier aus dem Volk könnten auch mithelfen. Ich hoffe sehr auf eine angemessene Reaktion von den Regierungsverantwortlichen. Keine Aufträge mehr an die Big Four aus den Ministerien!Angelika Carl, Türkenfeld

Wenn Steuerberater ihren Mandanten helfen, auf legale Weise Steuern zu sparen, dann ist das ihr Job. Und dass Beratungsunternehmen einen Mitarbeiter rechtlich verfolgen, der vertrauliche Kundendokumente an die Öffentlichkeit bringt, ist eine Selbstverständlichkeit. Und wenn Berater kompetenter sind als Behörden, soll man die Behörden einsparen und nicht die Berater. Dass Prüfungen, die Unternehmen viele Millionen Euro kosten, künftig doppelt ausgeführt werden sollen, ist nicht nur teuer, sondern sinnlos, weil bei allen Prüfungsgesellschaften dieselben Prüfer arbeiten. Dass bei Firmen Fehler gemacht werden, ist selbstverständlich, dass die Prüfer dafür haften, ist jetzt schon so. Wo also ist die Story?

Dr. Christoph Hauschka, Starnberg

In vielen Vereinen ist satzungsrechtlich geregelt, dass die Kassenprüfer (Revisoren) turnusmäßig wechseln, um so die Kontrollschärfe zu erhalten. Warum gibt es keine gesetzliche Regelung, dass alle Unternehmen in bestimmten kürzeren Zeitabschnitten (zum Beispiel alle 3-5 Jahre) den Wirtschaftsprüfer wechseln müssen? Unbegreiflich ist es, dass die Finanzaufsicht als Sonderprüfer für die Deutsche Bank wieder einen der Big Four, die KPMG, einsetzte. Gibt es in Deutschland keine anderen kompetenten Wirtschaftsprüfungsfirmen als KPMG und Co.?

Stefan Kaisers, Gießen

Der interessante Beitrag in "Buch Zwei" der SZ über die vier dominierenden Wirtschaftsprüfer zeigt, wer auf der (westlichen) Welt die Fäden zieht. Politik und Wirtschaft entziehen sich demokratischen Kontrollen, indem sie sich mit einem undurchsichtigen Gespinst gegenseitiger Abhängigkeiten tarnen. Diese Phänomene werden durch ein französisches Künstler-Kollektiv Bureau d´Études grafisch elegant aufgedröselt. In der Mannheimer Kunsthalle war eine solche Darstellung namens "World Government" (225x750 cm) in der Ausstellung "Konstruktion der Welt - Kunst und Ökonomie" zu bewundern. In einem Symposium zur Ausstellung erläuterte einer der beiden Initiatoren, Xavier Fourt, die Strategie der Datensammlung und der Präsentation. Vielleicht kann die SZ ihre Recherchen zuweilen mit Hilfe dieser Akteure optisch noch schlagfertiger machen.

Hermann Pütter, Neustadt

Die Problematik wurde überzeugend dargelegt und ebenso überzeugende Schlussfolgerungen gezogen. Wir können nur hoffen, dass diese auch bald umgesetzt werden. Das ist vorbildlicher, mutiger Journalismus!

Ulrich Gessner, München

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