Windräder:So wird die Energiewende nicht gelingen

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Braucht das schöne Bayernland wirklich noch mehr Windräder, um den Herausforderungen einer immer mehr Strom verbrauchenden Zukunftsgesellschaft gewachsen zu sein?

"Idylle mit Windrad" vom 6. März

Auf einem Bein

Für Windradliebhaber und Nichtromantiker: Acht 200 Meter hohe Rotoren stehen im Landschaftsschutzgebiet Augsburg Westliche Wälder. Wenigstens eines sollte man mitten in Münchens Englischen Garten bauen, damit sich Menschen wie Ralph Diermann an diesem technischen Wunderwerk vollkommen unromantisch erfreuen können. Mit dem Bau von Windrädern stieg, um nur einen Nachteil zu nennen, auch der CO₂- Ausstoß, weil in Flauten Kohle- und Gaskraftwerke hochgefahren werden müssen. Ein Windrad steht buchstäblich nur auf einem Bein.

Maria Elisabeth Reiter, Zusmarshausen

Flexible Denker

Wer was gegen Windkraftanlagen sagt, wird gerne milde als "von gestern" belächelt. Einfach mal tief durchzuatmen und zu sagen "...ach, ist das eine herrliche, idyllische, ruhige Landschaft...", kann man schon nicht mehr, ohne befürchten zu müssen, in die national-romantische Ideologen-Ecke gestellt zu werden. So einfach lasse ich mich aber nicht abfertigen. Es ist nämlich nicht so, dass diejenigen, die sich hier engagieren, lediglich einen "Not in my backyard"- Egoismus pflegen. Denn diese Menschen beschäftigen sich wahrscheinlich intensiver mit der Thematik als wohl die meisten Stromkonsumenten. Sie beleuchten die Sache von allen Seiten, denken flexibler und viel weiter in die Zukunft.

Christine Schreiber, Floß

Kläglicher Anteil

Eine der für mich in vergangenen Jahren unverständlichsten Ablehnungen seitens der meisten Bewohner Bayerns war die auffallend geringe Erstellung von Windrädern. Angesichts von baldigen AKW-Abschaltungen sind die Gegner erneuerbarer Energie, wie der Windkraft, als ein uneinsichtiges Kollektiv von Zukunftsverweigerern zu vermuten. Ein sich daraus zu lediglich 3,3 Prozent ergebender Anteil an Stromerzeugung in Bayern (2015) ist demzufolge karg und kläglich. Immer wieder argumentiert die bayerische Landbevölkerung mit einer angeblich albtraumhaften Verspargelung ihrer schönen Landschaft. Von dieser natürlich nicht zweckdienlich sublimierten Romantisierung müssen die Gegner von Windrädern bei Mehrverbräuchen von Strom wohl oder übel eines Tages Ausfälle hinnehmen. (Künftig werden E-Autos an der Steckdose aufgeladen!). Damit solch Ungemach nicht eintritt, ist den Bayern ein vermehrtes Erstellen von Windrädern anzuraten, genau so, wie sie bereits vielerorts Sonnenkollektoren auf ihren Feldern und Dächern schon zu ihrem Vorteil nutzen. Das flächenmäßig größte Bundesland stand hinsichtlich erstellter Windräder Ende 2016 unter den 16 Ländern mit 1061 an achter Stelle. Zum Vergleich: Im wesentlich kleineren Rheinland-Pfalz wurden 1612 dieser Anlagen errichtet.

H.J. Lugmair, Fürstenfeldbruck

Nur ein Märchen

Es klang einmal wie im Märchen, saubere Energie, Bürgerwindparks, Wertschöpfung vor Ort usw., es war eine perfekte Marketingstrategie der interessierten Kreise. Aber was ist die Realität 2018: Den Stromkunden werden 25 Milliarden jedes Jahr aus der Tasche gezogen, und es ist überhaupt nicht absehbar, ob daraus je eine sichere Stromversorgung wird. Man kann zu den viel gescholtenen Energieversorgern stehen wie man will, aber sie erhielten nie den Strom bezahlt, den sie in ihren Großkraftwerken herstellten, sondern nur den Strom, der beim Kunden durch den Zähler lief. Bei den Windrädern oder Fotovoltaikanlagen u.a. dagegen wird der Strom bezahlt, der bei den dort angebrachten Zählern erfasst wird und von dem niemand weiß, ob und wie viel davon je bei einem Kunden durch einen Zähler fließt und etwas leistet. Im Ressort Wissen verstecken Sie nun endlich einmal folgende Erkenntnisse: "Es wäre konsequent zu sagen, dass die Energiewende ein Experiment ist ... wir wissen nicht genau, wie es geht; wir müssen es ausprobieren ..." Was würden wir einem Arzt oder Architekten sagen, wenn er seine Leistungen so bewerten müsste? Und dafür geben wir Jahr für Jahr 25 Milliarden aus und opfern dafür unsere letzten einmaligen und unverbauten Landschaften. Auch durch ein "kulturelles Umdenken" wird die Energiewende, die aus ökosozialistischen Träumereien entstanden ist, nicht gelingen.

Johannes Stich, Friedenfels

© SZ vom 04.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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