Weiterer Brief:Was man alles selbst fürs Klima tun kann

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion, sie dürfen gekürzt und in allen Ausgaben und Kanälen der Süddeutschen Zeitung, gedruckt wie digital, veröffentlicht werden, stets unter Angabe von Vor- und Nachname und dem Wohnort.

Schreiben Sie Ihre Beiträge unter Bezugnahme auf die jeweiligen SZ-Artikel an forum@sz.de. Zu Artikeln, die im Lokal- und Bayernteil der SZ erschienen sind, senden Sie Ihre Meinung gerne direkt an forum-region@sz.de.

Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Adresse und Telefonnummer an. Postalisch erreichen Sie uns unter Süddeutsche Zeitung, Forum & Leserdialog, Hultschiner Str. 8, 81677 München, per Fax unter 089/2183-8530.

Die Grenzen des Wachstums sind seit der berühmten Mahnung des Club of Rome ein Thema. Aber die richtet sich nicht nur an "die Politik", sondern auch an jeden Hausbesitzer.

Vor der eigenen Tür kehren

Zu "Wie die Klimawende gelingen kann" vom 22. Oktober: Im Artikel werden Formulierungen zitiert, "dass in den letzten zwölf Jahren zu wenig passiert sei". Das sind oft wiederholte Verharmlosungen der Vergangenheit, denn Zeit war genügend vorhanden, aber sie wurde entgegen besseres Wissen nicht genutzt. Jeder unserer Politiker und Wirtschaftslenker musste spätestens seit der Veröffentlichung des Berichtes "Die Grenzen des Wachstums" des Club of Rome im Jahr 1973 von der Begrenztheit der Rohstoffe wissen.

Seitdem gab es 50 Jahre lang Gelegenheit zum Handeln, genutzt hat dies lediglich für kurze Zeit die Regierung Schröders und Fischers. Alle anderen haben nicht nur nichts getan, sondern haben das verfügbare Geld durch Subvention veralteter, sterbender Technologien zum Fenster rausgeworfen, statt es systematisch in neue Technologien zu investieren. Mit all diesen Milliarden zur Entwicklung neuer Technologien wären wir heute Weltmarktführer und unabhängig von Energierohstoffen fragwürdiger Despoten.

Den Vorwurf muss ich aber auch jedem einzelnen Mitbürger machen. Wir sind freie Menschen und können für uns selber sorgen, wir brauchen keine Regierung, die uns sagt, was zu tun ist. Trotzdem ist nichts passiert. Wo sind sie, die Immobilienbesitzer, die ihre Gebäude umgewandelt haben? Ganz vereinzelt sieht man sie tatsächlich, dabei steht sogar im Grundgesetz, dass Besitz mit einer gesellschaftlichen Verpflichtung verbunden ist. Was man häufiger sieht, sind sündhaft teure Autos vor den Häusern, mit deren Anschaffungspreis man problemlos die energetische Sanierung des ganzen Gebäudes bezahlen könnte. Den gleichen Vorwurf mache ich auch den Demonstrierenden, die plärren auf der Straße herum und verlangen, dass andere etwas tun, was haben sie selber denn bisher getan? Nichts. Das Warten auf irgendwelche künftigen Technologien ist nur eine schwache Ausrede. Die meiste Sanierungsarbeit wird noch immer mit der Maurerkelle gemacht, nicht mit dem Smartphone. Am saubersten wird es, wenn jeder vor seiner eigenen Tür kehrt.

Ich habe meine erste Solaranlage als Jugendlicher 1972 gebaut und lebe seit vielen Jahren nicht nur in einem Nullenergiehaus, sondern in einem Plus-Energiehaus. Meine Ferien verbringe ich unter anderem in einem Haus in den Bergen des Trentino, das vollkommen autark mit Strom, Heizung und Wasser versorgt ist. Wie "wurscht" mir die Erhöhung der Energiepreise ist, kann sich jeder vorstellen.

Klaus Müller, Kirchseeon, Physiker und Ingenieur für Petrochemieanlagen

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: