Süddeutsche Zeitung

Weitere Leserbriefe:Zur Käse-Börse, Thomas Cook und Angela Merkel

Einem Leser ist die Beschreibung einer Terminbörse zu einseitig. Ein Tourismus-Professor nimmt zur Provisionsfrage nach Pleite des Veranstalters Stellung. Ein Nichtwähler lobt die Kanzlerin.

Die Sache mit der Käse-Börse

Zu "So ein Käse" vom 16./17. November: Im Wirtschaftsteil der SZ unter der Rubrik "Zwischen den Zahlen" steht, dass an der Börse in Chicago nun mit Käse spekuliert wird. Der Artikel war sehr unterhaltsam. Allerdings berichtete er nicht über die wirklichen Gründe für die Aufnahme des Börsenhandels. Diese sind: Die Produzenten (Molkereien) und die Verbraucher (Nahrungsmittelverarbeiter) wollen beide den zukünftigen Preis des Käses absichern. An der Börse können sie ihre Preise nun gegen Schwankungen versichern. Das hat für beide einen Wert. Und deshalb wird der Handel eröffnet. In ihrem Bericht fehlt dieser Aspekt. Stattdessen schreiben sie über neue Möglichkeiten für Spekulanten.

Auch in Deutschland haben die Bauern bei der letzten Milchpreiskrise gefordert, ihnen eine Möglichkeit zu geben, den zukünftigen Milchpreis über eine Börse abzusichern. Und an der Börse in Hannover wurde ein Terminmarkt für Agrarprodukte vor einigen Jahren schon einmal installiert. Da man in Hannover aber die Spekulanten als Liquiditätsgeber vom Börsenhandel ausgeschlossen hatte, funktionierte der Handel nicht und wurde bald eingestellt.

Josef Gemmeke, Hannover

Keine Provision nach Cook-Pleite

Die Behauptung in dem veröffentlichten Leserbrief "Kunden zahlen die Zeche für Cook" vom 14. November zum SZ-Artikel "Schlecht versichert" vom 29. Oktober, dass Reisebüros, die für Kunden bei Neckermann und Co. gebucht haben, ihre Provision trotz Pleite einstreichen, ist in aller Regel, die meisten Reisemittler betreffend, falsch! Die Reisemittler erhielten ihre Provision von der Thomas Cook GmbH und ihren Tochterunternehmen nicht schon zum Zeitpunkt der Buchung einer Reise, sondern erst zu späteren Zeitpunkten. Für solche Reisen, die zwar schon eingebucht, aber noch nicht zwischen dem Reiseveranstalter und seinen Reisemittlern abgerechnet waren, erhalten die Reisemittler nun aufgrund der Insolvenz von Thomas Cook keine Provision.

Anders als in der Kundengeldabsicherung gibt es - sieht man von einigen wenigen von Reisebüroverbünden organisierten Provisionsausfallversicherungen ab - kein Auffangnetz für die entgangene Provision. Doch selbst wenn die Reisemittler ihre Provision schon erhalten hätten und die Reise dann insolvenzbedingt nicht durchgeführt werden kann, wäre die vorausgegangene Provisionszahlung moralisch nicht verwerflich, denn der Reisemittler hat mit dem Vermitteln des Geschäfts für seinen Handelsherren, also den gegenüber dem Endkunden haftenden Reiseveranstalter, seine primäre Pflicht gegenüber dem Veranstalter und dem Kunden erfüllt (handelsrechtlich müsste das Geschäft erfüllt sein, um den Provisionsanspruch zu haben).

Reisemittler haften nicht für die ordnungsgemäße Durchführung der Reise. Zudem haben viele Reisebüros einen enormen Mehraufwand - ohne Vergütung - aufgrund der Insolvenz gehabt, da die meisten Kunden sich zunächst an ihr Reisebüro gewandt hatten. Der finanzielle Schaden für die betroffenen Reisemittler ist somit enorm. Für den einzelnen Kunden ist die verpatzte Reise oder der verlorene Teil des Urlaubsgelds ohne Zweifel sehr ärgerlich - für einen Reisemittler kann die verlorene Provision aber eben sogar existenzbedrohend sein!

Prof. Dr. Torsten Kirstges, Institut für innovative Tourismus- und Freizeitwirtschaft,Jade-Hochschule, Wilhelmshaven

Sachlich statt erfolgheischend

Zu "Angela Merkel über den Osten" vom 9./10. November: Auch wenn ich Angela Merkel oder ihre Partei nie gewählt habe: Ihre unaufgeregte, sachliche und vernünftig und kühl abwägende Sicht hebt sich so angenehm von dem unüberlegten, erfolgheischenden und inhaltsleeren Gelaber vieler Politiker ab, dass ich sicher bin, wir werden uns schon bald nach dieser Frau sehnen und uns glücklich preisen, eine solche Kanzlerin in schwierigen Zeiten gehabt zu haben.

Björn Luley, Frankfurt/Main

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Quelle:
SZ vom 21.11.2019
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