Süddeutsche Zeitung

Weitere Leserbriefe:Zu Welthandel, Fleisch und Diskriminerung

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Eine Frage des Blickwinkels

Zu " It's the world economy, stupid" vom 3./4./5. April: Der Standpunkt, dass die Globalisierung ein Segen für viele Länder war, kann nur von denen vertreten werden, die davon profitieren und Nebenwirkungen ausblenden. Länder, die leider von der Globalisierung nicht profitieren und eventuell sogar die Schattenseiten ausbaden dürfen wegen der Klimakatastrophe (befeuert durch weltweiten Handel und Ausnutzung niedrigstmöglicher Umweltstandards), haben sicher eine andere Meinung.

Mich erinnern Verträge wie TTIP an eine heiße Herdplatte: Manchmal mag die Warnung vor Gefahr ausreichen, dass sie vermieden wird; oft hilft nur der Griff auf die heiße Platte, dass die Lektion gelernt wird. Wenn der erste Staat vor ein Schiedsgericht gezerrt wird und Konzernen eine Entschädigung zahlen muss, werden Verfechter des ungehemmten Freihandels vielleicht aufwachen und die verbrannten Finger kühlen.

Erich Würth, München

Weniger Fleisch auf den Grill

Zu " Rechnungshof rügt Klöckners Tierwohllabel" vom 31. März: Viel Augenwischerei für Verbraucher, verbunden mit Subventionen für eine Branche, die es durch geschickte Lobbyarbeit und den nach wie vor hohen Fleischkonsum in Deutschland geschafft hat, dass Steuerzahler nun die Kosten für ein unsinniges Konstrukt aus Tierwohllabel mit Subventionen für Fleischproduzenten bezahlen sollen.

Auch ohne Subventionen und allein durch bewussten Konsum können Verbraucher bereits heute ihren Teil dazu beitragen, dass weniger Fleisch konsumiert und die entsprechenden Haltungsbedingungen der Tiere, durch Verzicht auf Massenware und Billigangebote, gewährleistet werden. Das wäre echte Verantwortung ohne Zusatzkosten. Einfach mal etwas weniger den Grill anzuwerfen wäre ein Anfang.

Oliver Schulze, Detmold

Wider die Diskriminierung

Zu " Wehe dem, der mü sagt" vom 29. März: Wir brauchen meiner Ansicht nach eine Sprache, die Menschen so beschreibt, wie sie tatsächlich sind. Frau Sanyal weist zu Recht darauf hin, dass die Begriffe "Weiße", "Braune" und "Schwarze" keine Beschreibungen der Hautfarben von Menschen sind. Es sind geistige Schubladen, in die man Menschen steckt. Man sieht dann nicht mehr die Einzigartigkeit eines Menschen, sondern macht ihn zu einem Vertreter eines angeblichen Kollektivs. Der Begriff "Farbige" ist allerdings auch keine reale Beschreibung von Menschen, da er entgegen der Tatsache, dass jede Haut eine Farbe hat, unterstellt, dass es "Nicht-Farbige" oder gar "Farblose" gebe. Also ist auch dieser Begriff eine geistige Schublade, die die Menschen als Vertreter gegensätzlicher Kollektive erscheinen lässt.

Wenn man dagegen sagt "Dieser Mensch hat eine dunklere Haut, jener eine hellere", dann entspricht diese Aussage der Wirklichkeit. Allerdings dürfte einem dann auch klar werden, dass dieser tatsächliche Unterschied zwischen Menschen eigentlich nicht der Rede wert ist.

Dr. Jens Lipski, München

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Quelle:
SZ vom 08.04.2021
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