Weitere Leserbriefe:Impfen und Virennamen

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Impfen über Betriebsärzte führe zu Vorteilen für große Firmen, moniert ein Leser. Den digitalen Impfpass solle man privat bezahlen, so ein anderer. Und: Die neutrale Namensgebung der Corona-Viren durch die WHO wecke Begehrlichkeiten.

Große Firmen bevorzugt

Zu "Ärmel hoch" vom 11. Juni: Die Einbeziehung von Betriebsärzten könnte man begrüßen, wenn es einen Mangel an Infrastruktur für die Impfung gäbe. Es gibt aber einen Mangel an Impfstoffen. Und nun wird der Allgemeinheit auch noch ein Teil des ohnehin zu knappen Impfstoffs entzogen, um die Mitarbeiter von Großunternehmen bevorzugt zu impfen. Mit der Folge, dass alle anderen nun noch länger auf ihre Impfung warten müssen.

Ich weiß, es klingt etwas polemisch, aber an die Stelle der durchaus nachvollziehbaren Priorisierung nach Risiko tritt nun faktisch die Priorisierung nach Unternehmensgröße. Denn welcher kleine Mittelständler hat schon einen Betriebsarzt, von Kleinbetrieben, Selbstständigen und Beschäftigungslosen gar nicht erst zu reden.

Thomas Hertel, Wallerfing

Digitalen Impfpass selbst zahlen

Zu "Fragen Sie Ihren Apotheker" vom 10. Juni: Der traditionelle Impfpass ist für jede geimpfte Person verfügbar, warum sollten Krankenkassen oder die öffentliche Hand den rein in privatem Interesse liegenden digitalen Impfnachweis zusätzlich finanzieren? Ich halte das für unzulässig bei gesetzlichen Krankenkassen und rechtlich problematisch bei einer Finanzierung durch die öffentliche Hand, bin aber kein Jurist.

Personalausweise müssen - obgleich vorgeschrieben - ja auch privat bezahlt werden, und dieser digitale Impfnachweis kommt nur für Personen mit tragbaren Digitalgeräten infrage, die den Nachweis für ihren privaten Konsum nutzen wollen.

Eckhard Prinz, Sandhausen bei Heidelberg

Alpha und die Folgen für Ebola

Zu "B.1.1.7 soll Alpha heißen" vom 2. Juni: Nach monatelangen Beratungen hat die WHO zu einer wertfreien Nomenklatur der Coronaviren gefunden. Bei der Vermeidung von Diskriminierung und Stigmatisierung wurde möglicherweise eine Büchse der Pandora geöffnet, denn geografische Bezeichnungen sind in der Virologie üblich. Hiervon betroffen sind zahlreiche Regionen, die nach dem Vorbild der für Corona getroffenen Lösung ein Recht auf Gleichbehandlung haben. Die am Ebola-Fluss im Kongo lebenden indigenen Völker werden sich wohl kaum Gehör verschaffen (Ebola-Virus), ebenso dürfte es den im Zika-Forest (Zika-Virus ) in Uganda und den Siedlern im kenianischen Rift-Valley (Rift-Valley-Fieber) gehen. Dass sich die Völker der Krim und des Kongo bei der WHO melden, um eine Umbenennung des Virus des Krim-Kongo-Hämorrhagischen Fiebers anzumahnen, erscheint ebenso unwahrscheinlich wie Protestaktionen aus Hantan/Korea (Hantan-Virus), Omsk (Omsker Hämaorrhagisches Fieber) oder St. Louis (St-Louis-Enzephalitis).

Wegen Beeinträchtigung des Fremdenverkehrs dürften jedoch Klagen aus den Rocky Mountains (RockyMountains-Fleckfieber) und der Toscana (Toscana Phelobovirus ) anhängig werden. Auch mit einer Demarche der Regierung Japans wird die WHO rechnen müssen (Japanische Enzephalitis).

Deutschland bleibt außen vor: Die Bezeichnung "German Measles" für die Röteln ist aus den angloamerikanischen Lehrbüchern der Infektionskrankheiten weitgehend verschwunden.

Dr. med. Friedrich-Wilhelm Tiller, München

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