Selbstausbeutung im Home-Office
Zu "Ist doch nur Home-Office" vom 28. Juli: Ich weise darauf hin, dass das Problem "des Arbeitens trotz Krankseins" schon vor Corona bestanden hat und auch danach bestehen wird, denn es obliegt den Mitarbeitern zu entscheiden, ob sie so krank sind, dass sie den Arzt benötigen (mit eventueller Krankschreibung) oder ob sie einen Tag Auszeit nehmen wegen Unpässlichkeit (und dann womöglich zu Hause weiterarbeiten). Daran werden die besten Betriebsvereinbarungen oder Tarifregularien meines Erachtens nichts ändern.
Die Digitalisierung erweist dem Thema einen Bärendienst, denn trotz Krankschreibung kann man von zu Hause aus leichter weiterarbeiten. Am Ende bleibt nur die Einsicht der Mitarbeiter, selbst verantwortlich fürs persönliche Wohlergehen zu sein; wer sich freiwillig und wissentlich selbst ausbeutet, wird irgendwann die Konsequenzen tragen. Betriebsvereinbarungen werden am Ende nur Arbeitgeber schützen, die sich darauf berufen können, es ja geregelt zu haben.
Erich Würth, München
Staatsbürgerschaft als Belohnung
Zu "Terror-Attacken: Zivilcourage zählt" vom 19. Juli: Der Beitrag von Ronen Steinke im Nachgang zum Messer-Anschlag von Würzburg hat mich zum Verfassen meines ersten Leserbriefs gebracht. Weil ich es unfassbar finde, welch erbärmliche Figur die Entscheidungsträger in den genannten Fällen machen, wie merkwürdig uninteressiert sich auch Spitzenpolitiker zeigen, so als sei es eine Zumutung, einen Menschen, der sein Leben riskiert hat, um ihm völlig Unbekannte vor einem Mörder zu retten, mit dem zu belohnen, was er sich in diesem Land am meisten wünscht. Ich schäme mich dafür.
Christa Goldberg, Flintbek