Weitere Leserbriefe:Gefährliche Schulden

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Die hohen Staatsschulden zur Finanzierung der Corona-Krise sind dank der Niedrigzinsen derzeit tragbar. Was fehle, seien Konzepte zur Reduzierung, moniert ein Schreiber. Ein anderer kritisiert Kraftwerkspläne in Penzberg.

Gefährliche Schulden

Zu " Die Rechnung bitte" vom 23. Dezember: Die erste Pandemie seit 100 Jahren pflügt tiefe Spuren in die Weltwirtschaft. Reiche Staaten finanzieren beträchtliche Teile ihrer Wirtschaft, arme Länder werden insolvent gehen oder notgedrungen Treiber der Pandemie bleiben. Sieht man sich die Beiträge von Politik und Ökonomie zu dieser Herausforderung an, gerät man an die Grenzen des Glaubens an die Rationalität des Homo sapiens. Im reichen Deutschland reichen die Vorschläge vom Einhalten einer Schuldenbremse bis zur hemmungslosen Staatsverschuldung unter dem Mantel von Investitionen für kommende Generationen. Das Fatale daran ist, dass in all diesen Vorschlägen Körnchen von Wahrheit stecken. So, wie in Aerosolen Viren stecken.

Die Schuldenbremse erzeugt an den Finanzmärkten eine Bonität, die den Schuldenhaushalt momentan durch Minuszinsen entlastet. Das Lösen dieser Bremse untergräbt langfristig die Bonität und belastet den Schuldenhaushalt. Eine hemmungslose Neuverschuldung hält momentan die Wirtschaft am Leben oder in der Schwebe, kann aber nur langfristig abgetragen werden. Die Wirtschaftsgeschichte erzählt dazu zwei Geschichten: Die Inflation oder die finanzielle Repression. Inflation entwertet sowohl Staatsschulden als auch die Zahlungskraft des Schuldners.

Repression funktioniert nur dann, wenn die Gläubiger in der jeweiligen Landeswährung gefangen sind. Bestes Beispiel dafür ist das Yen-verschuldete Japan, dem 250 Prozent Staatsverschuldung keine Mühe bereiten. Wer zahlt, sind seine Schuldner. Historisch gesehen bietet sich ein drittes Medikament an, das während und nach den beiden Weltkriegen des 20. Jahrhunderts verabreicht wurde: Die Vermögensabgabe oder Vermögensteuer. Weltweit liegen sowohl die Staats- und Unternehmensschulden wie auch die Vermögenskonzentration bei etwa 300 Prozent des globalen Nationaleinkommens.

Diese gigantischen Geldberge abzubauen wäre ein Beifang der Besteuerung von Vermögen. Dagegen sprechen die Macht des Geldes über die Politik und die vorwiegend auf kleinen Inseln angebotenen Verstecke, die weg zu radieren die Macht der Politik bisher nicht vermag. Der Rat an die durchschnittlich wenig vermögende Sparer lautet oft: Spekulieren statt sparen. Genau so schlittert man in die nächste Finanzkrise.

Dr.-Ing. Reinhold Gütter, Hamburg

Umstrittener Kraftwerksbau

Zu " Unter Beschuss" vom 15. Dezember: Leider wollen die Penzberger nicht so, wie sie sollen. Sollen, wenn es nach dem Willen von Herrn von der Linden geht, der die Stadt wohl nur dem Namen nach kennt. Die High-Potentials, die Mister Start-up nach Penzberg holen will, sind nämlich längst da. Firmen, die seit Jahrzehnten vor Ort sind, haben viele Top-Wissenschaftler unter ihren Mitarbeitern. Wissenschaftler stellen Fragen. Sollten wir eigentlich alle tun. Denn das haben auch normale Bürger längst gelernt: Wenn etwas zu gut ist um wahr zu sein, dann ist es wahrscheinlich nicht wahr.

Christian Völker, Cuxhaven

© SZ vom 12.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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