Weitere Briefe:Zu Subventionen und zu Gewalt in Städten

Die Games-Branche sollte keine staatliche Unterstützung bekommen, findet eine Leserin. Und: Eine Schreiberin aus Baltimore macht für die Gewalt in ihrer Heimatstadt eine völlig verfehlte Politik verantwortlich.

Kein Geld für Spiele

Zu "Zocken für die Zukunft" vom 21. August: Geht es jetzt um Brot und Spiele mit den Ministern Scheuer und Bär? Was wir sicher nicht benötigen, neben E-Rollern und sonstigem unnötigen Zeug, sind mit 50 Millionen Steuergeldern unterstützte, massive Energiefresser. Gut, dass die Forderung der Games-Branche nach finanzieller Unterstützung bisher im Haushaltsplan unberücksichtigt blieb. Es ist meines Erachtens sinnentleert, irgendwelche Jobs für die Erschaffung von Fantasiewelten zu sponsern, gleichzeitig für nur wenige äußerst lukrative Geldquellen zu erschließen und womöglich dabei spielsüchtige Zocker zu generieren. Die Realität ist aufregend und dramatisch genug.

Es ist höchste Zeit, sich sinnvoll und ernsthaft damit zu beschäftigen, wie der längst besorgniserregende Umgang mit Ressourcen in einen zukunftsfähigen Zustand gerettet werden kann. Mit entbehrlichem Gedankengut funktioniert das sicher nicht.

Susanna Skalli, München

Gewalt, die nicht sein müsste

Zu "Zu viel des Schlechten" vom 12. August: Als geborene Münchnerin, die vor fast 25 Jahren in die USA ausgewandert ist und nun seit Sommer 2013 in Baltimore lebt, habe ich diesen Artikel mit großem Interesse gelesen. Diese Art von Aktivismus, die im Artikel beschrieben wird, ist uramerikanisch und bewundernswert. Dennoch, in dieser Stadt zu leben, ist kein Zuckerschlecken. Viele Menschen, denen es wirtschaftlich etwas besser geht, leben in ständiger Angst, das nächste Opfer von willkürlicher Gewalt zu werden. In der Straße, in der auch ich wohne, wurde vor wenigen Wochen bei Tageslicht ein älterer Mann direkt vor seiner Haustür ins Gesicht geschlagen, mit einer Waffe bedroht und ausgeraubt. Ein paar Straßen weiter wurden einem Autobesitzer die Reifen gestohlen, während das Auto vor seinem Haus stand. Solche Akte der Gewalt stehen besonders in den besseren Nachbarschaften von Baltimore auf der Tagesordnung. Die Polizei ist überfordert, hat mit internem Rassismus zu kämpfen, die Politiker sind hilflos und oft auch korrupt.

Die Stadt ist ein erschreckendes Beispiel für die Ineffizienz und Verwahrlosung, die entsteht, wenn Investitionen nicht greifen, Schulbezirke arm und heruntergekommen sind. Armut verbunden mit Drogenkonsum treibt viele Menschen in die Kriminalität. Gewalt, die nicht alltäglich sein dürfte und doch täglich geschieht.

Tanja Dresp, Baltimore/USA

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