Weitere Briefe:Zu Bildung und Klima

Ein Schulpädagoge plädiert dafür, verschiedene Ausbildungswege als gleichwertig anzuerkennen. Ein anderer Leser moniert, dass Diskussionen zum Klimawandel manchen als Religionsersatz dienen, die offene Debatte leide.

Gleichwertige Kompetenzen

Zu "Das Bildungsparadox", 17. Februar: Das angebliche Bildungsparadox sollte nicht auch noch zu einem Mythos gemacht werden. Mehr Bildung führt nun mal dazu, dass sich die einen noch mehr anstrengen und erfolgreicher sind als jene, die dabei nicht so gut mithalten können. Die übliche Form des Unterrichts (viel "Stoff" durchnehmen und Leistungen "feststellen") vergrößert und stabilisiert (wenn auch möglicherweise ungewollt) diese Unterschiede. Und dies bestätigt die Einstellung, dass Heranwachsende damit auf eine sozial differenzierte, angeblich gerechte Gesellschaft vorbereitet werden. Wir bräuchten nicht mehr Bildung, sondern eine andere, die zwei Aufgaben verbindet: die Entfaltung individueller Kompetenzprofile, also Wissen und Können nach Voraussetzungen, Neigungen, Lebenszielen, und zum anderen die Erfahrung, dass Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zur gemeinsamen Arbeit an konkreten Vorhaben und Problemen beitragen können, dass sie dafür gebraucht werden und alle deshalb als gleichwertig anerkannt werden sollten.

Prof. i. R. Jörg Schlömerkemper, Göttingen

Debattieren statt polarisieren

Zu "Die Rechten und das Klima" vom 16. Januar: Klimahysterie und Klimaleugnung sind zwei Seiten einer Medaille, deren Währung "Religionsäquivalent" heißt. Während die einen ihren Lebenssinn aus Ökoaktivismus beziehen, leugnen die anderen den seit 50 Jahren bestens belegten Klimawandel. Wie schon in der Migrationsfrage zeigt sich auch hier, wie sich aus einem weltanschaulichen Vakuum im Zuge der Säkularisierung und des Funktionsverlustes der Religionen eine existenzielle Verunsicherung breitmacht, die die radikale Flucht in weltliche Sinndeutungsmuster forciert. Es verschärft sich die Polarisierung der öffentlichen Debatte und die Spaltung der Gesellschaft, zumal es nicht gelingt, einen aufklärerischen Diskurs zu etablieren. Probleme bleiben ungelöst, die Unzufriedenheit wächst - eine Gefahr für die Demokratie.

Thomas Gottfried, Freising

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