Weitere Briefe:Von Kurzsicht und liberaler Kritik

Das Risiko der Kurzsicht bei Kindern nimmt durch Tablets zu, mahnt ein Leser, ein anderer diskutiert liberale Kritik an israelischer Politik.

Der Bildschirm als Krankmacher

Zu "Besser sehen" vom 12. August: Schon seltsam: Da beschreibt die Autorin die in manchen Ländern stark zunehmende Kurzsichtigkeit bei Kindern, rätselt dann über die Ursachen, und kommt nicht auf das Naheliegendste. Das Risiko dafür steige demnach deutlich, wenn Kinder mehr als zwei Bücher pro Woche verschlingen würden. Nicht einmal erwogen aber wird als Ursache der Blick ins Smartphone. So entwickelt sich wohl Kurzsichtigkeit umso mehr, wenn das Auge zu selten hellem Tageslicht ausgesetzt und zu oft auf Nahsicht fokussiert wird. Genau Letzteres geschieht heute vor allem durch Handys. 70 Prozent der 12- bis 13-jährigen Kinder sind rund drei Stunden täglich damit beschäftigt. Auch deutsche Augenärzte warnen daher, dass eine übermäßige Nutzung von Smartphones, Tablets und Computern bei Kindern zu Kurzsichtigkeit führt. Belege aus asiatischen Ländern gibt es längst.

Statt nun zu überlegen, wie die Folgen zu bekämpfen sind, müsste doch viel eher die Marketingstrategie der Konzerne, ihre Geräte immer kleineren Kindern attraktiv erscheinen zu lassen, begrenzt werden.

Dr. Andreas Meißner, München

Liberale Kritik

Zu "Kritik und Antisemitismus" vom 28. Juli: In der gegenwärtigen Debatte um den offenen Brief an die Bundeskanzlerin laufen zwei Themen ineinander: einerseits der gegenwärtige Antisemitismus in der Bundesrepublik, andererseits die Beschuldigung Israel-kritischer Stimmen, sie seien antisemitisch. In der wirklichen Welt haben beide Kreise eine Schnittmenge, nämlich dort, wo die Israel-Kritik antisemitisch ist. Dieser Antisemitismus wird aber genutzt, um jede Kritik an Israel als antisemitisch zu brandmarken und zu verbieten. Der größte Teil der Kritik an Israel hat aber mit Antisemitismus nichts zu tun und ist viel mehr liberalen Werten verpflichtet.

Liberale Freunde Israels haben es schwer. Ob Juden oder Nichtjuden geraten sie in einen Konflikt zwischen ihrer Loyalität zum Staat Israel und ihrem Liberalismus. Liberale Juden und die jüdischen Gemeinden müssen sich ernsthaft fragen, ob ihre Loyalität dem Staat Israel gegenüber auch das Gutheißen der gegenwärtigen israelischen Politik und ihrer Propaganda einschließe. Man muss sich fragen, ob es nicht an der Zeit sei, dass sich jüdische Gemeinden in Europa - aus Solidarität mit Israel und aus Verpflichtung dem Liberalismus gegenüber! - von der gegenwärtigen israelischen Politik distanzieren.

Prof. Gideon Freudenthal, Jerusalem/Israel

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