Weitere Briefe:Viel Verantwortung, viel Kraft

Die Vorsorgevollmacht für einen anderen Menschen zu übernehmen, kostet Zeit und Nerven.

Vorsorgevollmachten wirken: Zahl der Betreuungsverfahren sinkt

Die Entscheidungsbefugnisse für eine andere Person zu haben, ist eine große Verantwortung.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Vorsorgebevollmächtigte

Zu "Rollator-Demo" vom 23./24. Oktober:

Zu den überlasteten Betreuern kommt eine zahlenmäßig vermutlich noch größere Gruppe, die ganz ohne Lobby auskommen muss: die Vorsorgebevollmächtigten. Sie sind das zweite Kind der Abschaffung der Entmündigung. Dabei räumt ein Betroffener der Bevollmächtigten oder dem Bevollmächtigten unter Umständen alle Entscheidungsbefugnisse ein: von Finanzen über Wohnen bis hin zur ärztlichen Fürsorge.

Das funktioniert, solange sich beide über die getroffenen Maßnahmen einig sind. Ich bin aus drei Gründen froh, dass es diese Vollmacht gibt: Erstens ist sie problemlos einzurichten. Zweitens ermöglicht man den Betroffenen weiterhin ein Höchstmaß an Eigenständigkeit und Respekt. Drittens kann man die von Herrn Prantl treffend als nicht zufriedenstellend beschriebene Situation mit freiwilligen und unterbezahlten Betreuern und Betreuerinnen lange hinausschieben beziehungsweise ganz vermeiden.

Die Krux an diesem eigentlich sinnvollen System: Als Vorsorgebevollmächtigte von Behörden und vor allem von Ärzten ernst genommen zu werden, ist oftmals Sisyphusarbeit. Sie erfordert mindestens so viel Kraft wie die Unterstützung der Betroffenen selbst.

Wenn man Verzweiflung, stressinduzierte Krankheiten und Burn-outs unter Vorsorgebevollmächtigten mitzählen könnte, wäre die Betreuungsmisere noch viel dramatischer.

Andrea Materlik, Köln

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