Weitere Briefe:Rollender Elektroschrott

Warum E-Scooter lästig sind, und wie lieblos München mit seinem Sechzgerstadion umgeht.

Isarfischer holen E-Scooter aus der Isar

An der Münchner Luitpoldbrücke nahe dem Friedensengel haben die Isarfischer diesen E-Scooter aus dem Isarwasser geborgen.

(Foto: Florian Peljak)

Lieblose Stadion-Politik

Der Artikel "Bruchbude für Besserverdiener" (6./7. November, Sport in Bayern) zeigt eigentlich überdeutlich, dass die Stadt München auf "Schilda" macht und das Sechzger- Stadion los werden will, beziehungsweise alles tut, damit da kein Verein mehr unter annehmbaren Bedingungen spielen will.

Ja, das waren noch Zeiten, als ich als kleiner Junge meinen Eltern den Besuch im Sechzger abgetrotzt habe, mit der Tram vom Waldfriedhof nach Giesing gefahren bin und unter mehr als 40 000 Zuschauern (heute nicht ist einmal die Hälfte erlaubt) die Spiele gesehen habe. Da gab es noch eine 400-Meter-Bahn um den Rasen. Die Trambahnen standen vom Stadion bis weit zurück in Richtung Tiroler Platz und brachten weitgehend reibungslos die Zuschauer wieder nach Hause. Selbst zu Bundesligaspielen konnte ich am Anfang noch mit dem Fahrrad über die Hochleite bis nahe ans Stadion fahren.

Für das Sechzger-Stadion ist anscheinend alles schlechter geworden, nur die Nostalgie gestattet die Benutzung. Es dient wohl eher als Spielwiese für Bürokraten denn als ein Spielplatz für Fußballer - und die störenden Zuschauer wird man auch noch ganz verscheuchen.

Peter Ehrensperger, München

Rollender Elektroschrott

Vorneweg: Es ist definitiv nicht in Ordnung, den Elektroschrott in der schönen Isar zu entsorgen ("Hunderte E-Scooter landen im Fluss" vom 13./14. November). Aber ich kann die Beweggründe derjenigen ein bisschen nachvollziehen, die es trotzdem tun.

Dazu Geschichten aus der Praxis: Seit einer Woche steht ein E-Scooter mitten in der Paul-Heyse-Unterführung, mitten auf dem Gehweg. Immer wieder kommt es in der engen Unterführung zu lebensgefährlichen Begegnungen zwischen Fußgängern, die jenem Teil auf den Radweg ausweichen, und Radfahren. Meine Mail ans Kreisverwaltungsreferat (Abteilung Radverkehr) wurde lapidar beantwortet: Da könne man nichts tun, ich solle mich an die Betreiberfirma wenden. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) arbeitet zwar mit genau dieser Firma zusammen, aber mei...

Zufällig half ich einem alten, stark geh- und sehbehinderten Mann über die Bayerstraße. Wenn ich nicht einen auf dem Fußweg querstehenden E-Scooter entfernt hätte, wäre der Mann zu hundert Prozent darüber gestolpert und schwer gestürzt.

Schon vor einem Jahr ist auch bei Oberbürgermeister Dieter Reiter angekommen, dass jene Trümmer, welche überall in der Stadt im Weg stehen und liegen, eine Plage sind. Mir fehlt leider noch immer das Verständnis, warum wir Firmen ein Geschäftsmodell mit Nachteilen für die Allgemeinheit erlauben: Wertvolle öffentliche Flächen werden genutzt (ein Quadratmeter in der Innenstadt kostet 4000 Euro und mehr), Alte und Behinderte werden gefährdet und haben keine Chance, sich unbeschadet durch diesen Elektro-Schrott auf den Gehwegen fortzubewegen. Die erste Generation an Rollern wurde bereits durch neue ersetzt. Wieso heißt das eigentlich "Gehweg" und nicht "Parkweg"? Klar, man kann ja heute niemandem mehr zumuten, mal paar Meter zu Fuß zu gehen oder mit einem Fahrrad ohne E-Antrieb zurückzulegen. Aber wir sind ja so modern, weil wir nun diese E-Scooter zu unserem Stadtbild zählen dürfen. Selbst im Stadtviertel Lochhausen-Langwied, das bisher verschont war, giert der Bezirksausschuss schon nach den Rollern.

Michael Beer, München

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