Weitere Briefe:Nachkriegsserie, Sexarbeit

Ein Leser widerspricht vehement einer Fernsehkritik zur Verfilmung ,,Unsere wunderbaren Jahre". Eine Schreiberin stört sich an einem Interview in der Reihe ,,Reden wir über Geld" mit einer Prostituierten.

Serie entspricht der Erinnerung

Zu "Große Chance" vom 18. März: Die Kritik an der Verfilmung Unsere wunderbaren Jahre halte ich für völlig verfehlt. Ja, der Autor hat recht, die Jahre nach dem Krieg werden im Film mit "viel Farbe koloriert", wie er sagt, sie erscheinen in den Häusern, den Autos, den Kleidern, in dem, wie die Menschen dargestellt werden, vielleicht ein wenig glanzvoll und üppig; aber genauso ist es ja gewesen, nicht in der sogenannten Wirklichkeit, aber in den Köpfen der Menschen. Mögen die Tischdecken und Vorhänge in meinem Elternhaus auch nicht so großartig gewesen sein wie im Film, aber genauso haben wir sie empfunden, das Auto meines Vaters nicht so glänzend, aber es war das Traumgefährt schlechthin, die Kleider meiner Mutter nicht so luxuriös wie die von Katja Riemann, aber wir haben sie als Roben empfunden, viel prächtiger noch als die Stoffe der heutigen Schauspielerin. Und ja, die Menschen waren tatsächlich sexuell ausgehungert damals, und das gilt auch für manche andere Wesenszüge. Die Geschichte, die erzählt wird, ist überhaupt nicht "wurscht", wie der Autor schreibt. Genau so wie im Film ist es für viele Menschen gewesen. Die Regisseure haben das sehr gut verstanden.

Prof. Dr. Gerd R. Pape, Berg

Prostitution und Menschenwürde

Zu "Reden wir über Geld mit Salomé Balthus" vom 21. Februar: die Ware Mensch auf dem Markt. Veröffentlicht die SZ demnächst auch Interviews mit Bordellbetreibern, Menschenhändlern, Zuhältern? Dieser Personenkreis erwirtschaftet mit der Ware Mensch/Frau im Jahr Milliarden. Ich vermisse besonders ein Nachdenken bei der Überschrift: "Jede Frau hat das Recht, mit Sex Geld zu verdienen." Die Aussage impliziert, dass Männer das Recht haben, den Körper einer Frau für Sex zu kaufen.

Die von Frau Balthus vertretene Ansicht, der Staat solle für faire Prostitution sorgen, verkennt leider, dass Männer, die Frauen für Sex kaufen, diese nur zur Selbstbefriedigung am lebenden Objekt benutzen. Durch Unterstützung der vermeintlich "fairen" Prostitution verleugnet der Staat die bestehenden Grundrechte wie Gleichstellung und Menschenwürde. Andere Länder (Schweden, Frankreich) haben klargestellt, dass der Kauf einer Frau für Sex der Menschenwürde und der Gleichstellung widerspricht. Solange wir in einer Gesellschaft leben, in welcher mit Geld bestimmt werden kann, dass und wie eine Frau ihren Körper einem Mann zur Verfügung zu stellen hat, sind wir weit davon entfernt.

Petra Jochheim, Essen

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