Weitere Briefe:Gemüse und Sex

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Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen.

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Bevor man den Leuten Mehlwürmer schmackhaft mache, solle man doch eher Gemüse propagieren, schreibt eine Leserin, die es wissen muss. Eine andere wundert sich über eine Reportage zu Sex-Robotern in der SZ.

Im Plauderton über Prostitution

"Die Logik der Mysoginie" vom 8. Oktober, "Nirgendwo ist der Mann schwächer als in der Sexualität" (SZ.de vom 4. Oktober) und "AI love you" vom 29./30. September: Den Artikel von Meredith Haaf zum Thema "himpathy" und das Interview mit dem Geschlechtersoziologen Rolf Pohl über männliche Sexualität fand ich sehr interessant und lesenswert. Vielen Dank dafür. Wie aktuell diese Themen sind, zeigte sich auch in der Reportage von Christian Weber zu Sexrobotern, die allerdings einen ziemlich "himpathischen" Tenor hatte. Eine kritische Auseinandersetzung und Einbettung in gesellschaftliche Machtverhältnisse fand nicht statt.

So wurde überhaupt nicht die Frage aufgegriffen, weshalb es fast ausschließlich Männer sind, die Sex kaufen. Es wurde im Plauderton und so nebenher über Prostitution und Sexkauf gesprochen, als ob dies eine harmlose Form des Konsums sei. Dass in der Prostitution Hunderttausende Menschenleben alleine in Deutschland zerstört werden, war nicht der Erwähnung wert (und wer glaubt, dass Sexpuppen daran etwas ändern könnten, irrt gewaltig).

Die hochgradig sexistischen Bilder wurden ohne jeden kritischen Kommentar abgedruckt, was eine Zumutung für alle Leserinnen war. Aber anscheinend wird vorausgesetzt, dass Frauen sich mit so etwas bitte abfinden sollen. Kritik tat der Autor als "erwartbare Reaktion von Feministinnen" ab, die sachlicher Diskussion nicht dienlich sei. Mit der Delegitimierung feministischer Kritik als unsachlich fügt er sich in eine alte Tradition ein, was die Sache nicht besser macht. Zum Glück gibt es auch Männer wie Pohl, die darauf dringen, männliche Sexualität grundsätzlich zu diskutieren.

Dr. Katharina Sass, Bergen/Norwegen

Gemüse statt Mehlwürmer

In "Mehlwurm zum Kaffee" vom 9. Oktober wird vom Versuch berichtet, Menschen den Verzehr von Mehlwürmern mit Schokoladenüberzug schmackhaft zu machen. Was für ein Aufwand, Mehlwürmer an den Mann zu bringen! Ich wünschte mir, ein solcher Aufwand würde betrieben, um den Menschen wieder Gemüse schmackhaft zu machen. Ich betreibe seit 14 Jahren eine Küche zur Versorgung von Kindergärten mit Mittagsverpflegung, wobei sich unsere Küche an den Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung orientiert. Es gibt maximal zweimal pro Woche ein Gericht mit Fleisch, jeden Tag wird Gemüse in unterschiedlicher Form angeboten.

Aber was nützt das Angebot, wenn es nicht gegessen wird? Viele Kinder essen heutzutage keinen Salat mehr! Nun gut, da kann man stattdessen Rohkoststücke anbieten. Da ist das Angebot natürlicherweise sehr beschränkt, vor allem im Winter, wenn man auf Nachhaltigkeit bei der Erzeugung Wert legt. Hiesige Winter- bzw. Lagergemüse - mit Ausnahme von Möhren - sind als Rohkoststücke für Kinder nicht geeignet. Rohkostsalate oder gekochtes Gemüse ist aber kaum anzubringen.

Uns wird berichtet, das viele Kinder jedes Gemüsestückchen in der Suppe, im Auflauf entfernen, von der Gemüsebeilage nur die Soße essen. Wir sind inzwischen dazu übergegangen, vieles zu pürieren - nicht nur für die Kleinsten. Von Getreidegerichten will ich gar nicht reden! Dabei wäre das eine so einfache Variante, gesunde Speisen mit allen notwendigen Nährstoffen nachhaltig zu produzieren - mit Lebensmitteln, die bei uns wachsen und die auch ohne Schokoladenüberzug schmecken. Übrigens: Auch hochwertige Pflanzenöle und Nüsse enthalten ungesättigte Fettsäuren, die den Fischverzehr durchaus ersetzen können - regelmäßiger Verzehr vorausgesetzt.

Elisabeth Wandel, Trogen

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