Süddeutsche Zeitung

Weitere Briefe:Der Multimillionär und die Brüste

Auch wenn nicht jede Frau zur Schau trägt, was sie zu bieten hat, der Multimillionär ist da anders: Er präsentiert seine Vorzüge gern.

Gleiches Recht für alle Brüste

"Von Busen und Behörden", 29. April:

Frauen und Männer sind gleichberechtigt und gleichwertig, aber nicht gleich. "Bauartbedingt" weisen sie Unterschiede auf - so etwa in Form und Größe der Brust. Auch juristisch: Wenn mir eine Frau an die Brust fasst, muss sie nicht mit Strafe rechnen. Wenn ich einer Frau an die Brust fasse, muss ich mich wegen sexuellen Übergriffes zu Recht vor Gericht verantworten. Sollte ich mit der Begründung "gleiche Brust für alle" freigesprochen werden, wäre der Aufschrei groß.

Im beschriebenen Fall geht es aber auch um das Verhältnis von Eigeninteresse und Gemeinschaft. Der individuelle Wunsch nach "Sonnen oben ohne" hat Auswirkungen auf andere. Trotz sexueller Freizügigkeit gibt es in unserer Gesellschaft etliche, die Anstoß nehmen, wenn bei jeder Gelegenheit nackte Haut zur Schau gestellt wird. Dass die Dame in ihrer Würde verletzt wurde, liegt daran, dass sie ihr Rechtsempfinden durchsetzen wollte und so gegen die allgemeine Ordnung verstieß. Wenn sie diese als ungerecht ansieht, sollte sie für eine Änderung der Regeln kämpfen. Für Security und Polizei wird es auch kein Vergnügen gewesen sein, eine halb nackte Mutter mit Kind von einer öffentlichen Liegewiese zu vertreiben.

Das Kollektiv "gleiche Brust für alle" hat zwar einen einprägsamen Namen, die Forderung kann ich aber nicht unterstützen. Ich möchte keine weibliche Brust haben und ich glaube nicht, dass sich viele Frauen ihre Brust amputieren lassen möchten, um eine männliche Brust zu erhalten. Die Forderung "gleiches Recht für alle Brüste" sollte aber diskutiert werden.

Ulrich Kersten, Vaterstetten

Vorsicht vor dem Multimilliardär

"Ein Rowdy auf dem Stadtplatz" vom 30. April:

Kein Politiker, kein Medienvertreter, der Elon Musk die Aufwartung verweigert. Die Massen stehen ehrfurchtsvoll vor diesem egozentrischen Multimilliardär Schlange und verneigen sich vor ihm wie vor einer Gottheit. Motto: In Musk we trust. Grund: Er verteilt einen Haufen Geld - angeblich zum Nutzen der Menschheit. So durfte er mit dem Versprechen, Arbeitsplätze zu schaffen, in Brandenburg 83 Hektar Wald abholzen. Er baut uns auf dem Mars ein hübsches Rückzugshäuschen, wenn auf der Erde die Atombomben krachen sollten, und er kauft Twitter, damit Trump wieder Fake News verbreiten kann, fördert künstliche Intelligenz und finanziert Forschung zur Verknüpfung von Gehirn und Computer (Brain-Machine-Interfaces). Dieser exaltierte Wahlamerikaner ist aber kein Ökosozialist, sondern ein Autist (so er selbst) und geistiger Bruder von Trump. Bei ihm kann man sehen, was herauskommt, wenn sich das große Geld mit irren Fantasien und Ideologien paart. Nicht Neid, sondern Mitleid und größte Vorsicht ist da angesagt.

Conrad Fink, Freiberg a. N.

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Quelle:
SZ vom 25.05.2022
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