Weitere Briefe:Bosch und Umwelt

Was hat der Unternehmer Robert Bosch für seine Mitarbeiter getan? Und was tun Unternehmer heute? Ein Leser erinnert daran. Ein anderer Leser teilt sein Wissen über eine aus seiner Sicht sträflich unterschätzte Gefahr.

Die Rezepte des "roten Boschs"

"Sieg des Kapitals" vom 29./30. April/1. Mai: Wenn SPD-Chef und -Kanzlerkanidat Martin Schulz von hart arbeitenden Menschen spricht, so plädiert er nur in der Fantasie des Kommentators Thomas Steinfeld für eine Renaissance von Kohlebergbau und Schwerindustrie. Hart arbeitend sind nämlich auch der gehetzte Postbote, die überlastete Krankenschwester, die Ärztin mit 60-Stunden-Woche, die sich selbst ausbeutenden Selbständigen. Viele von ihnen leben am Rande des Existenzminimums, einige werden zwar gut bezahlt, aber zulasten ihrer Gesundheit. Verantwortlich dafür ist unter anderem eine Arbeitsverdichtung, von der am Ende einer langen Wertschöpfungskette oft nur der müßige Aktionär, der Boni-satte Manager und der Finanzspekulant profitieren. Arbeit verschwindet auch nicht einfach, vielmehr verlagern sich die Tätigkeiten, noch dazu bei ungleicher Verteilung der Arbeitslast.

Zweifellos erzeugen wirtschaftliche Umbrüche soziale Opfer. Aber diese ausschließlich der Automatisierung und Digitalisierung anzulasten, ist einäugig. Durch Letztere entstehen nämlich wiederum Arbeitsplätze, wenn auch nicht eins zu eins. Es ist Aufgabe der Politik, die Härten des industriellen Wandels aufzufangen und die disruptive Entwicklung in sozial verträgliche Bahnen zu lenken. Dazu wäre auch eine weitsichtige Wirtschaft berufen.

Anlässlich des 75. Todestags von Robert Bosch ("der rote Bosch") sollte man sich an seine Rezepte erfolgreichen Wirtschaftens erinnern: hohe Löhne, Arbeitszeitverkürzung, Aus- und Weiterbildung, Pensionsfonds und Sozialpartnerschaft. Dr. Andreas Kalckhoff, Stuttgart

Sträflich unterschätzte Gefahr

"Sachlich gegen Unsinn" vom 3. Mai: Mit dem menschlichen Denkvermögen ist das so eine Sache. Manchmal gelangt man mit falschen Theorien ("Chemtrails" und Weltverschwörung) zu besseren Ergebnissen als mit aufgeklärtem, vorurteilsfreiem Denken. Führe ich nämlich die Aussage "Flugzeugturbinen produzieren den besonders gefährlichen Ultrafeinstaub", wie es jüngst in der Zeit hieß, und die Aussage von Kathrin Zinkant in oben genanntem Wissen-Artikel (Kondensstreifen werden sichtbar, weil Wasser sich am Ruß aus den Flugzeugdüsen niederschlägt) zusammen, dann folgt daraus, dass Kondensstreifen eben doch keine harmlose Himmelsgrafik sind, sondern Menetekel einer lange Zeit sträflich unterschätzten Gefahr. Prof. Stefan Müller, Neustadt

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