Weitere Briefe:Beraubte Isar und ein guter Lautsprecher

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Leserbriefe zu Themen aus München und Bayern behandeln das Walchenseekraftwerk und den neuen Chef der Bayern-SPD.

Beraubte Isar

Zu Recht würdigt der Artikel "1200 Meter Pionierarbeit" (je nach Regionalausgabe erschienen am 26. Mai, 28. Mai oder 1. Juni) die technische Meisterleistung bei Planung und Bau des Walchenseekraftwerks vor hundert Jahren. Leider ist er aber von beeindruckender Einseitigkeit; denn er erwähnt mit keinem Wort die damit verbundenen gewaltigen Eingriffe in die Natur. Um genügend Wasser für den Kraftwerksbetrieb bereitzustellen, wird mit Stauwehren, Kanälen und Stollen der Wasserzufluss zum Walchensee erhöht. Dadurch wurde ein Wildflusssystem, das zu den naturschutzfachlich wertvollsten Flächen Bayerns gehört, großräumig schwer gestört. Einen hohen Preis dafür zahlt vor allem die obere Isar, die durch die Wasserableitung bei Krün zunehmend verlandet. Durch den Verlust der Wildflussdynamik werden Lebensräume für Pflanzen und Tiere erheblich beeinträchtigt. Da heutzutage die absolute Technikgläubigkeit einem wachsenden Umweltbewusstsein gewichen ist, sollten diese negativen Auswirkungen nicht verschwiegen werden. Außerdem vermisse ich bei der rein historischen Betrachtung den Hinweis, dass die Konzession für den Betrieb der Anlage in einigen Jahren ausläuft. Im Zuge der Neuverhandlungen besteht die große Chance, die wirtschaftliche Wasserkraftnutzung, die wegen ihrer CO2-freien Stromerzeugung zum Klimaschutz beiträgt, den Belangen des Ökosystems Obere Isar besser anzupassen. In der gesellschaftlichen Verantwortung für künftige Generationen wäre das am besten zu gewährleisten, wenn das Kraftwerk wieder vom Freistaat Bayern betrieben würde, der dem Gemeinwohl verpflichtet ist.

Eduard Eben, München

Guter Lautsprecher

Man muss nicht alles, was Florian von Brunn sagt und tut, richtig oder gut finden ("Der politische Lautsprecher bleibt an", 10. Juni). Aber wo er recht hat, hat er recht. Und dass er im Gegensatz zum CSU-Generalsekretär Markus Blume bezüglich der Nazizeit historisch sattelfest ist, hat er nun bewiesen. Natürlich waren die Vorgänger der CSU Steigbügelhalter der Nazis. Im Gegensatz zur SPD (die KPD war da schon verboten, und viele Kommunisten im KZ) stimmten die Bayerische Volkspartei (BVP) und das Zentrum im März 1933 für das Ermächtigungsgesetz. Ja, zugegeben, es gab auch bei den Konservativen ein paar wenige Frauen und Männer, die Widerstand leisteten und dafür ins KZ gesperrt wurden, Deutschland verlassen mussten oder umgebracht wurden. Aber die große Widerstandsgruppe waren die Konservativen nicht, im Gegensatz zu SPD und KPD, deren Mitglieder massenweise verhaftet und ermordet wurden oder ins Exil flüchteten.

Zentrumspartei und BVP sowie ihre Anhänger richteten sich recht bequem ein in der Nazidiktatur, und waren entweder Mitläufer oder sind in das braune Lager übergewechselt. Natürlich wissen das auch die heutige CSU und Herr Blume, auch wenn dies so im bayerischen Geschichtsunterricht nicht gelehrt wird. Tja, der Umgang mit der eigenen Vergangenheit ist schwierig. Darum hat Herr von Brunn recht mit seiner Aussage.

Klaus Brinnig, München

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