Süddeutsche Zeitung

Weitere Briefe:Ausgehebelter Denkmalschutz

Ein Leser wendet sich gegen den Verfall der Max-Villa in Ammerland. Themen sind außerdem der Brenner-Bahnzulauf und das Silvester-Feuerwerk.

Ausgehebelter Denkmalschutz

Wer ein denkmalgeschütztes Gebäude kauft, kennt die damit verbundenen Auflagen ganz genau ("Ein Denkmal verfällt" vom 4. Januar). Hier wird von Anfang an zielgerichtet auf die Verwertung des wertvollen Grundstücks spekuliert und versucht, den Denkmalschutz auszuhebeln. Da wird auf Zeit gespielt, bis das Haus - die Max-Villa in Ammerland - so verfallen ist, dass nur noch der Abbruch bleibt. Der Rechtsstaat lässt sich auf dem Kopf herumtanzen. Wie ist das möglich und am Ende gar erfolgreich? Da wären Zwangsmaßnahmen bis zur Enteignung angebracht, sonst nützen die Gesetze nichts. Kann die SZ mal erklären, warum sich die juristischen Scharmützel so lange und meist erfolgreich im Sinne der Gesetzesumgehung hinziehen? Oder warum jahrelang juristisch geprüft werden muss, ob Mehrwertsteuer, die bei Cum-Ex-Geschäften mehrfach erstattet wird, legal ist? Haben wir eine Zweiklassenjustiz (mit Geld, Einfluss und Ausdauer kann alles erreicht werden) oder kann es die Gesetzgebung einfach nicht besser? Solche Vorgänge, die meist gar nicht öffentlich werden, strapazieren das Rechtsverständnis eines "normalen Bürgers" auf das Äußerste.

Sigmund Scriba, Marquartstein

Unterirdisches von der Bahn

Es ist wirklich haarsträubend! Weltweit wird der Verkehr in den Städten so weit wie möglich in den Untergrund verlegt, und die Bahn will den internationalen Güterfernverkehr mit Hunderten von bis zu 740 Meter langen Zügen pro Tag mit 100 km/h oberirdisch mitten durch München laufen lassen ("Bahn rüstet zu Lasten der Münchner auf", 11. Januar). Es muss Schluss sein mit der Apotheose eines Bundesverkehrswegeplans. Er kommt nicht in der Bibel und nicht bei Aristoteles vor, und wir sind auch nicht mehr im Mittelalter. Auf wessen Mist ist dieser Unsinn gewachsen und wer hat ihm zugestimmt? Es wird Zeit für ein Pendant zur Walhalla, in dem nicht "bedeutende Persönlichkeiten teutscher Zunge" mit einer Marmorbüste geehrt werden, sondern den größten Flaschen für alle Zukunft ein Denkmal gesetzt wird.

Richard Unterauer, München

Die Fehler der Anderen

An mir haben die Hersteller von Feuerwerkskörpern sicher keine Freude, ich gehöre nicht zu deren Kundenkreis. Dennoch, die Argumente der Feuerwerksgegner finde ich zum Teil sehr fadenscheinig (Leserbriefe "Zeit, den schmutzigen und teuren Unfug zu beenden" vom 13. Januar). Besitzer von Haustieren beschweren sich darüber, dass ihre Tiere unter dem Getöse leiden und die Umwelt verschmutzt wird. Außen vor bleibt die Umweltverschmutzung, die mit der Produktion von Tiernahrung und deren Transport einher geht. Mit dem Auto ins Gebirge zu fahren und dort auf Pisten Ski zu laufen, die mit Schneekanonen befahrbar gemacht werden, ist völlig in Ordnung? Aber die Anderen sollen auf das ihnen genehme Freizeitvergnügen verzichten? Immer wieder wird mit zweierlei Maß gemessen. Unzählige Hobbys gehen mit Umweltbelastungen einher, verzichtbar sind aber immer nur die der Anderen.

Josef Feuerstein, Markt Schwaben

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Quelle:
SZ vom 18.01.2022
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