Weihnachten:Licht im Dunkel

Die Botschaft der Heiligen Maria gilt bis heute, aber was ist am Text des Magnificats wirklich revolutionär? Die Meinungen der Leser über den Leitartikel von Heribert Prantl in der SZ-Weihnachtsausgabe.

Weihnachten: Die Heilige Maria und das Jesulein, hier auf einem Marienbild in der Domkirche in Innsbruck.

Die Heilige Maria und das Jesulein, hier auf einem Marienbild in der Domkirche in Innsbruck.

(Foto: imago/Blickwinkel)

"Der heilige Umsturz" " und "Licht von Bethlehem" vom 23./24./25./26. Dezember:

Maria lebt weiter

Die Botschaft der Heiligen Maria gilt bis heute. Ungerechtigkeit, Armut und Migrationsproblematik stehen im Gegensatz zu unermesslichem Reichtum, der wiederum nicht selten durch Ungerechtigkeit erworben wurde. Mehr als 250 Briefe hatte ich an Bundes- und Landtagsabgeordnete geschrieben, um auf Missstände dieser Art unmissverständlich hinzuweisen. Keine einzige Rückantwort habe ich von unseren Herren und Damen im "Dienst des Staates" zurückerhalten. Maria lebt weiter, ob sie das wahrhaben wollen oder nicht. Uwe Marx, München

Das soll revolutionär sein?

"Liest man den ganzen Text des Magnificat, so ist nicht zu erkennen, inwiefern der Text "alle Verhältnisse umwerfen [WILL], in denen der Mensch ein erniedrigtes, geknechtetes Wesen ist". Sondern er predigt die Ergebung in den Willen Gottes, also eine Haltung der Sprechenden, die man getrost als "Islam" bezeichnen könnte. Was ist daran revolutionär? Warum sollen die Gewaltigen vom Stuhl gestoßen werden? Was tun die Niedrigen Gutes, dass sie erhoben werden? Und wohin erhoben - auf die Stühle der seither Gewaltigen? Und warum sollen die Reichen jetzt hungern? Was haben sie Schlimmes getan? Natürlich ist der angesprochene Gott nur denen barmherzig, die ihn fürchten. Es ist eben der Gott des Alten Testaments, der hier gepriesen wird, der seinem Volk Israel hilft. Dass eine Frau Gott preist, weil sie schwanger geworden ist, damit sie endlich ihre Hauptaufgabe als Frau erfüllen kann, männlichen Nachwuchs zu erzeugen, dazu aus dem Hause Davids, - das soll ein revolutionäres Frauenbild zum Ausdruck bringen? So revolutionär wie Karl Marx in seinen Frühschriften? Gegen eine solche Gleichsetzung muss ich Marx entschieden in Schutz nehmen." Klaus Loscher, Berlin

Produkt der Legendenbildung

Eine weitere Möglichkeit zur Identifikation des Lichts von Bethlehem hat Nicolas Freund nicht erwähnt, und diese scheint mir die wahrscheinlichste zu sein. Jesus wurde ja, wegen des Rechenfehlers eines Mönchs im Frühmittelalter, eigentlich "schon" im Jahr sechs oder sieben vor der christlichen Zeitrechnung geboren. Die Weisen aus dem Morgenland waren Astronomen/Astrologen aus Babylon, die auf eine hoch entwickelte Astronomie zurückblickten. Just um diese Zeit gab es eine Konjunktion von Jupiter und Saturn, die sogenannte Große Konjunktion, die für Astrologen von besonderer Bedeutung gewesen sein muss; denn der Planet Jupiter galt als Zeichen des Weltenherrschers und Saturn als Künder einen neuen Zeitalters. Das muss diese Sterndeuter in helle Aufregung versetzt haben. Wieso sie dann freilich in dem kleinen Ort Bethlehem landeten, ist natürlich, wie die Erscheinung der Engel am Himmel, ein Produkt der Legendenbildung, und ebenso Stall, Krippe und Ochs und Esel. Hermann Engster, Göttingen

Sehnsucht nach Geborgenheit

Danke für den Leitartikel von Heribert Prantl mit makelloser und profunder Darstellung Mariens, der Mutter unseres Erlösers, der Frau der Frauen. Im Gegensatz dazu ist auf dem Titelblatt eine profane Darstellung des Weihnachtstrubels, auf der Maria und das Jesulein, aus einem offenen Abwasserkanalloch, fast lächelnd, blicken. Durch den Artikel ist wieder Licht in das glaubenslose Dunkel unserer Tage gekommen. Der noch übliche Christmettenbesuch ist aber Zeugnis einer immer noch vorhandenen Sehnsucht nach überirdischer Geborgenheit. Dr. Bruno Thaler, München

Der Kern des Christentums

"Vaterunser - Versuch über die Versuchung" vom 9. Dezember: Papst Franziskus irrt - wie so oft. Die Versuchung ist immer da, denn damit ist gemeint, dass der Mensch - hier vor allem der Mann - statt der Biologie zu gehorchen und die Frau zu begehren, sich eigenständig zum "Ich bin" entwickeln soll. Ohne die Hilfe und Unterstützung der Frau, die durch das Begehren immer in diesen Entwicklungsprozess hineingezogen wird, wodurch dieser Prozess für den Mann erleichtert wird. Da geht es in keinster Weise um Schuldzuweisung oder Verurteilung - wie die Kirche es im 21. Jahrhundert immer noch tut -, sondern um Erkennen und Ausschalten dieser biologischen Mechanismen. Das ist der eigentlich Kern des Christentums und des Satzes "Macht euch die Erde untertan", das heißt: Werdet eigenständige, verantwortungsvolle Menschen. Ruth Gehring, Freiburg

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