Debatte um Wehrdienst:Pflicht schuldig?

Lesezeit: 2 Min.

Grundausbildung bei der Bundeswehr, Anfang des Jahrtausends: Soll Deutschland zurück zur Wehrpflicht? (Foto: Frank May/dpa)

Ein Kommentator fordert in der SZ den Wehrdienst oder ein soziales Pflichtjahr für alle jungen Menschen. Nicht alle Leserinnen und Leser wollen dem Vorschlag folgen.

Kommentar "Was ihr tun könnt" vom 23. April und Bericht "Kommt die Wehrpflicht zurück?" vom 25. April:

Bereichernde Erfahrung

Die Diskussion über Wehrdienstmodelle nimmt Fahrt auf, das ist gut so. Eine "allgemeine Pflichtzeit" halte ich für zukunftsweisend. Wenn man stets beklagt, dass im sozialen Bereich ein Fachkräftemangel herrscht, kann ein verpflichtendes "Gesellschaftsjahr" ein Anstoß für Frauen und Männer sein, ein Jahr in einer sozialen Einrichtung abzuleisten, in Kitas, Krankenhäusern, Behinderteneinrichtungen oder Altenheimen. Junge Menschen, die ein freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr geleistet haben, werden die Erfahrung bestätigen, dass dieser Dienst für sie eine große Bereicherung war oder ist, um zu erkennen, dass sie selbst einen wertvollen Beitrag für eine funktionierende Gesellschaft leisten können.

Anneliese Mayer, Taufkirchen

Übergangene Generation

Ulrich Schäfer fordert ein allgemeines Pflichtjahr für die junge Generation. Das würde der Personalnot in sozialen Berufen und in der Bundeswehr entgegenwirken. Abgesehen von der Frage, ob ein Pflichtjahr wirklich für jeden verpflichtend und somit gerecht umgesetzt werden kann, ist die Begeisterung der Sozialbranche über die Aussicht auf verfügbare und günstige Arbeitskräfte zu erahnen. Ein Pflichtjahr für junge Leute ist per se nicht abzulehnen, die Überlegungen dazu sind aber erschreckend. Es fehlt die Erkenntnis, dass die junge Generation demografisch in der Unterzahl ist, in der Politik zum Beispiel bei Umweltschutz und Rente übergangen wird und im Grunde Unterstützung benötigt. Ist es nicht eher so, dass die Boomer der jungen Generation etwas schulden?

Olav Barner, München

Um sich greifender Bellizismus

Es entsetzt mich jedes Mal, wie leichtfertig Journalisten dem Krieg das Wort reden. Natürlich handelt es sich hier um die Meinung des Autors. Aber allein die Aussage, es sei eine Illusion gewesen, an ewigen Frieden in Europa zu glauben, empört mich. Sie impliziert, dass Krieg unumgänglich ist. Aber genau da erwarte ich, auch bei einer Meinungsäußerung, eine Differenzierung. So ist dieser Kommentar ein weiteres Puzzleteil im derzeit um sich greifenden Bellizismus. Auch in dieser Zeitung setzt leider kaum ein Journalist dem Militarismus etwas entgegen, sondern auch hier wird der Krieg geradezu herbeigeschrieben. Aber keiner der Journalisten wird dann, wenn es so weit gekommen ist, den Kopf hinhalten.

Bettina Schwerdtfeger, Mering

Hinweis

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion, sie dürfen gekürzt und in allen Ausgaben und Kanälen der Süddeutschen Zeitung, gedruckt wie digital, veröffentlicht werden, stets unter Angabe von Vor- und Nachname und des Wohnorts. Schreiben Sie Ihre Beiträge unter Bezugnahme auf die jeweiligen SZ-Artikel an forum@sz.de. Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre Adresse und Telefonnummer an. Postalisch erreichen Sie uns unter Süddeutsche Zeitung, Forum & Leserdialog, Hultschiner Str. 8, 81677 München, per Fax unter 089/2183-8530.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: