Vögel:Fragwürdige Vaterschaft

Eins ist sicher: Die Zahl der Spatzen sinkt. Weniger sicher ist, ob die Tiere gerne mal fremdgehen.

Die Zahl der Spatzen, der Haussperlinge, ist rückläufig. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

"Spatz, pass auf!" vom 26. März:

Als ehemalige Spatzenforscherin habe ich mich gefreut, dass die SZ auf den sinkenden Bestand der Spatzen aufmerksam macht. Zwei Aussagen im Interview mit Angelika Nelson muss ich aktualisieren. Sir David Attenborough hat 2010 in "The life of birds" verbreitet, je größer der schwarze Brustfleck des Spatzenmännchens, desto höher sein Rang. 2018 haben wir diese Hypothese überprüft und gezeigt, sie ist keine verhaltensbiologische Tatsache, sondern vermutlich ein Produkt von Publication Bias, also ein menschengemachtes Fabrikat (Sánchez-Tójar et al. eLife 2018).

Auch dass Weibchen fremdgehen, um die genetische Diversität und so die Überlebensfähigkeit ihrer Nachkommen zu erhöhen, wurde überprüft und konnte nicht bestätigt werden (Hsu et al. Evolution 2014). Weltweit gibt es nur ein robustes verhaltensbiologisches Ergebnis zu fremdgehenden Singvögeln inklusive Spatzen: Ältere Singvogelmännchen haben mehr Fremdvaterschaften als jüngere. Warum ist unbekannt.

Dr. Antje Girndt, Bielefeld

© SZ vom 20.04.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: