Verschwörungstheorien:Erschreckend lebendig

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Seit Menschengedenken gilt: Je obskurer die Ideen, desto stabiler krallen sie sich in den Gehirnen fest. Sogar die meisten Religionen behaupten, im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein und verteidigen diese mit Feuer und Schwert.

"Ich glaube mir" vom 27./28. Januar:

Nicht erst heutzutage, sondern während der gesamten überblickbaren Geschichte der Menschheit scheint es der Normalfall zu sein, dass sich obskure Ideen (neuerdings Fake News genannt) in den Köpfen der Menschen einnisten, Ideen die keinerlei belastbare Signifikanz für sich in Anspruch nehmen können. Je verworrener, desto stabiler krallen sie sich offensichtlich in den Gehirnen fest. Astrologie, Kreationismus, Homöopathie und die Leugnung der Klimakatastrophe sind allesamt naturwissenschaftlich widerlegt und doch - erschreckend - quietschlebendig. Und für die allermeisten Religionen scheint es geradezu kennzeichnend zu sein, für sich einen absoluten Wahrheitsanspruch geltend zu machen, anderen Religionen aber einen Wahrheitsgehalt abzusprechen. Nicht selten wurde daraus die Berechtigung abgeleitet, Menschen anderen Glaubens mit Feuer und Schwert zu vernichten. Die vielen, oft besonders grausam geführten Religionskriege belegen dies auf erschreckende Weise. Dr. Alfons Hack, Grafing

Eindeutige Wahrheiten sind rar

Freie Medien sind ein wichtiges Kontrollelement unserer Demokratie bzw. sollten es sein. Neben besserem Deutsch-, Medien-, und Geschichtsunterricht brauchen wir Medien, die auch in Zeiten von Internet, Kostendruck, veränderten Berufsbedingungen von Journalisten, verändertem Leserverhalten, Twitter und Co. nicht zulassen, dass hochkomplexe Themen in Dreizeiler gequetscht werden und die weiterhin auch unterschiedliche Sichtweisen beleuchten, kritisch recherchieren und neutral darstellen. Die Fake-News-Debatte ist dringend notwendig, wie die Entwicklung in den USA zeigt. Sie nimmt aber gefährliche Züge an, wenn sie dazu führt, dass sich die etablierten Medien als alleinige Träger der einzig wahren Nachrichten und Wahrheiten präsentieren. Eindeutige Wahrheiten gibt es sowieso selten. Und wenn es sie gibt, führt Faktenkonsens allein offenbar auch nicht zwingend zu einer vernünftigen Reaktion. Man sieht es am Tempolimit auf Autobahnen. Auch zum Klimawandel haben wir in Deutschland weitgehend einen Konsens. Es werden aber keine Konsequenzen daraus gezogen. Wir (Naturwissenschaftler) haben allein zwei Tageszeitungen und ein ausgezeichnetes Wissenschaftsmagazin im Abo, und dennoch informiere ich mich mittlerweile über zwei bestimmte Themen hauptsächlich auf privaten Internetseiten, weil mir die Darstellung in den etablierten Medien zu einseitig ist. Das erschreckt mich. Simone Kirchner, Hattingen

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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