WER SICH IN GEFAHR begibt, sagt die Schrift, kommt darin um. Wer aber in Grimms Wörterbuch das Lemma "Todesgefahr" aufsucht, wird nach der Erklärung "gefahr, die den tod droht" weiterverwiesen: "vgl. lebensgefahr." Man sieht daran, wie eng Leben und Tod zusammenhängen und dass das eine ohne den anderen nicht gegeben wird. Trotzdem hat unser Leser Dr. H. recht, wenn er die Aussage, der Schriftsteller Roberto Saviano werde für seinen Kampf gegen die Mafia "mit dem Leben bedroht", für schräg hält. Saviano wird mit dem Tod bedroht, wahlweise "am Leben".
ZOOLOGEN wissen vielleicht, wie man es bei Fischen nennt, wenn sie das tun, was man bei Zwei- und Vierbeinern Anlauf nehmen nennt. Als Orcas kürzlich wieder ein Segelschiff angriffen, zitierte unser Mann im beziehungsweise am Mittelmeer einen Bericht aus der Yacht, dem zufolge die Tiere bei einem früheren Angriff öfter "Anlauf" genommen hätten. Dieses Zitat machte Leser H. so "ratlos", dass er den Ersatzterminus "Anschwimm" ins Gespräch brachte. Zu denken wäre auch an "Anhieb", was zu den aggressiven Orcas insofern gut passte, als man unter schlagenden Studenten so den ersten Hieb bei der Mensur bezeichnete. Doch genug! Überlassen wir es den sieben Weltmeeren zu entscheiden, wie man dazu sagt, auf dass uns - ausgenommen natürlich Herrn H. - nicht Goethes Bann trifft: "Ich fürchte mich vor niemand mehr, als vor einem Thoren, der einen Anlauf nimmt, klug zu werden."
DAS WORT "WATERLOO-ZÄHNE" stehe "mutmaßlich" nicht mehr im Duden, hatte Kollege K. gemutmaßt, woraufhin Leserin L. darum bat, K. den Unterschied zwischen vermutlich und mutmaßlich, also zwischen Adverb und Adjektiv, zu erklären. Leider lässt sich die gängige Meinung, mutmaßlich sei nur als attributives Adjektiv - der mutmaßliche Täter - zu verwenden, nicht halten. Eisenberg führt das Wort in seiner Grammatik auch als modales Adverb, und im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) wird der adverbiale Gebrauch mit dem Satz "die Unglücksstelle befand sich mutmaßlich in 600 Meter Tiefe" illustriert.