USA:Von wegen "Du hast es besser"

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Ein Leser erinnert daran, dass Goethe die USA einst als Vorbild für Europa gesehen hatte. Das sei längst vorbei. Ein anderer warnt davor, im Zusammenhang mit Donald Trump generell Kriegsdienstverweigerer in ein schlechtes Licht zu rücken.

"Trumpamerica wird bleiben" vom 1./2. September:

Ich kann mit der These meines Kollegen Claus Leggewie, dass die Trump'sche Großmannssucht ein Symptom einer Krise des amerikanischen Selbstbildes sei, auch als Amerika-Liebhaber gut leben. Amerika als politisches Vorbild oder gar als Endstation gesellschaftlicher Entwicklung wird schon lange in Zweifel gezogen. Die Zeiten, in denen Goethes Gedicht "Den Vereinigten Staaten" von 1827, das mit dem Satz "Amerika, du hast es besser, Als unser Kontinent, das alte ..." anhebt und immer wieder zitiert wurde, sind längst vorbei. Schon damals war die amerikanische Welt angesichts der Sklaven- und Indianerfrage alles andere als in Ordnung. Aber es gelang der Aufbau einer Nation der Vielfalt und einer Gesellschaft mit Freiheitsrechten und jenseits der Monarchie.

In den Vereinigten Staaten ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit externen Kriegen und internen Krisen in der Tat viel Selbstvertrauen verloren gegangen. Weil angeblich daran die kulturelle Vielfalt schuld sei, will US-Präsident Donald Trump aus dem amerikanischen Exzeptionalismus den Rückzug antreten und "America first" predigen und es zur neuen Heilsarmee formen. Dann müsste er sich aber bei den Österreichern die Kunst des Kleinwerdens abschauen, die sie seit 1918 praktizieren mussten. Einem Großmannssüchtigen an der Spitze Amerikas ist das schon gar nicht zuzutrauen.

Dem Autor ist auch zuzustimmen, dass viele Schwächen Amerikas von der maroden Infrastruktur bis zu den militärischen Abenteuern hausgemacht seien. Eine Umkehr wird allerdings auch nicht ein demokratischer Sozialismus à la Bernie Sanders schaffen. Ohne Amtsenthebung von Trump, der das Land moralisch und geopolitisch an die Wand fährt, wird es schon gar nicht gehen. Ganz entscheidend wird sein, die neue Rolle Chinas in allen ihren Facetten zu erkennen und daraus die erforderlichen politischen Konsequenzen für Frieden und Wohlstand in der Welt zu ziehen.

Prof. em. Hermann Strasser, Duisburg

Verstaubtes Ressentiment

"Ich krieg dich!" vom 25./26. August: So sehr zu hoffen ist, dass die Ermittlungen von Robert Mueller zu einer Amtsenthebung von Donald Trump führen mögen, so sehr betrübt die Charakterisierung der beiden Männer: Der eine hat "furchtlos in Vietnam gekämpft", der andere sich "vor dem Kriegsdienst gedrückt". Hier wird das ebenso billige wie verstaubte Ressentiment gegenüber dem "Drückeberger" wieder hervorgeholt, dass in Deutschland eigentlich mit der Jahrtausendwende aus dem Denken verschwunden ist. Nach allem, was wir heute wissen, hat jeder junge Mann, der nicht in den Vietnamkrieg gezogen ist, seinem Land den größeren Dienst erwiesen.

Rafael Wiemker, Kisdorf

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