„Trumps Siege“ vom 23./24. November, „Zirkus der Absurditäten“ und „Ein Heiler für die kranke Nation“ vom 16. November, „Kabinett der Loyalisten“ vom 14. November, „Das Albtraumpaar“ vom 11. November:
Vorbestrafte Helfershelfer
Ob wir das jetzt für gut befinden oder nicht, Trump wird der nächste Präsident der USA werden und seine Helfershelfer, ob vorbestraft oder auch nicht, die werden ihm felsenfest zur Seite stehen. Das ist eine feste Tatsache, da hilft auch kein Jammern und kein Wehklagen. Donald Trump dürfte ständig alle Fäden in seinen Händen haben, und wer auch immer im Jahr 2025 in Deutschland in der Bundesregierung sitzt, der muss das akzeptieren. Wenn Deutschland und die EU nach Russland auch noch die USA sanktionieren möchten, bitte schön; dann gute Nacht Marie, dann dürfte Matthäi wirklich am Letzten sein.
Riggi Schwarz, Büchenbach
„Willige Vollstrecker“
„Loyalisten“ – was für ein nettes Wort. Für die Art von Leuten, die Donald Trump beruft, hatte Hannah Arendt einen Namen: „willige Vollstrecker“. Sie wählte diese Bezeichnung im Zusammenhang mit ihrer Berichterstattung über den Eichmann-Prozess. Die Weimarer Republik war binnen weniger Monate in die Tonne getreten, nachdem sich die „Loyalisten“ der NSDAP ihrer Institutionen angenommen hatten.
Der Unterschied zwischen damals in Deutschland und heute in den USA betrifft die Anfälligkeit: Die Weimarer Republik war jung und nicht stabil, die Institutionen der USA sind alt und verbraucht. Allein das Wahlmännersystem aus der Wild-West-Zeit zeigt das. Dass ausgerechnet ein Präsident mit deutschen Wurzeln dieses „Loyalisten“-System wiederbelebt, ist eine gruselige Provokation amerikanischer Wertetradition und sollte nicht durch nette Bezeichnungen verharmlost werden.
Georg Schmid-Drechsler, München
Ungebremste Unkenntnis
In diesem Punkt sind sich Trump und vielleicht die meisten seiner Wähler einig: Sie lehnen einen Staat ab, der nach all den Regeln verfährt, die sich über Jahrzehnte zu einem dichten Geflecht entwickelt haben: Das sind die Gesetze und Verwaltungsvorschriften, das sind wissenschaftliche Erkenntnisse, die ständige Rechtsprechung und viele Routinen und ungeschriebene Gesetze, ohne die keine große Organisation funktioniert. Überhaupt sprechen waschechte Libertäre allem staatlichen Handeln, das sich nicht quasi unmittelbar aus Volkes Stimme ergibt, die Legitimität ab. Und deshalb ist es absolut folgerichtig, an die Spitzen der staatlichen Institutionen Leute zu setzen, die durch keinerlei Sachkenntnis gebremst werden.
Niemand soll sagen, er hätte es nicht gewusst: Trump tut jetzt einfach nur das, was er versprochen hat. Man würde sich wünschen, dass alle, die dieses Chaos mit ihrer Stimme ermöglicht haben, die nachteiligen Folgen mit voller Wucht zu spüren bekommen. Aber noch nicht einmal dann ist damit zu rechnen, dass sie aus Schaden klug werden. Wenn man sich Revolutionen der Vergangenheit anschaut, dann führten Misserfolge eher nicht zur Einsicht, sondern zu einer immer weitergehenden Radikalisierung.
Axel Lehmann, München
Science-Fiction pur
Als jahrzehntelanger Leser von Science-Fiction kann ich guten Gewissens sagen, dass in den allermeisten Romanen „mathematische Vorhersagen von Menschengruppen“ oder ähnliche Methoden am Ende scheitern. Fast alle Autoren zeigen sehr deutlich, dass die Menschheit mit der Ausbreitung zu den Sternen natürlich auch stets ihre Charakterschwächen mitnimmt. Warum sollte dort also etwas „besser“ werden? Statt der „Foundation“-Reihe von Asimov empfehle ich Elon Musk als „Inspiration“ dringend die Lektüre von Eric Frank Russells „Die große Explosion“ von 1962 – eine wunderbare Satire auf menschliches Verhalten, die auch heute noch sehr lesenswert ist.
Stefan Flaig, Marbach am Neckar
Totale Fehlbesetzung
Der designierte US-Präsident Donald Trump nominiert Robert F. Kennedy Jr. als Gesundheitsminister, und damit einen Wutbürger, der nicht nur gegen Impfungen, sondern generell gegen Vernunft und Wissenschaft sowie common sense aller Art zu Felde zieht. Kennedy wäre eine totale Fehlbesetzung, denn mit Unverstand und Wutgeheul des Ministers lässt sich so ein Regierungsamt, das der Gesundheit der Bürger und der medizinischen Wissenschaft dienen soll, nicht führen.
Dr. Hans Christian Hummel, Hannover
Trump will es
Ich beziehe mich auf Ihre Darstellung der möglichen Ernennung des neuen Verteidigungsministers der USA (Pete Hegseth; d. Red.) durch Donald Trump in der SZ. Der mögliche Minister hat das Leitmotiv der Kreuzzüge „Deus Vult“ (Gott will es) auf seinem Oberarm eintätowiert. Unter diesem Motto wurden zu Beginn des ersten Kreuzzugs 1096 die deutschen jüdischen Gemeinden in Mainz, Worms und Speyer quasi ausgelöscht, und das führte zur ersten Emigrationswelle der meisten deutschen Juden nach Osteuropa (Litauen, Polen, Ukraine), wo sie ihre mittelhochdeutsche Sprache (Jiddisch) bis 1945 beibehielten. Ich nehme an, dass der Senat, der bei der Ernennung jedes Ministers ein Mitspracherecht hat, diesen Minister ablehnt.
Bernd Ertl, München
Marsch nach rechts
„Doch immer, wenn es so aussieht, als hätten die Vereinigten Staaten von Amerika ihre Mitte verloren, sind sie bereits auf dem Weg zurück dahin“, so das Ende von Christian Zaschkes Kommentar. Dies mag insofern stimmen, als unsere amerikanischen Freunde den Weg zur Mitte – nach dem „linken“ Interregnum und dem Sieg Trumps – tatsächlich schon wieder hinter sich haben. Ihrem Marsch weiter nach rechts steht nichts mehr im Weg.
Die USA verstehenden Beobachter verweisen bei Unglücksfällen der US-amerikanischen Politik stets auf Checks and Balances im politischen System, die alles schon wieder ins Lot bringen würden. Sollten sie jemals wirklich funktioniert haben, haben sie spätestens nach dieser Wahl abgedankt.
Was ich anfangs zitiert habe, erscheint mir wie ängstliches Pfeifen im stockfinsteren Wald. Besser, man geht auch hier von einer „Zeitenwende“ aus und nimmt endlich konsequent Abschied von der Vorbildfunktion der „Führungsmacht der Freien Welt“. Oder wollen wir auch bei uns politische Lüge und Niedertracht, ein systematisch zu verdummendes Wahlvolk sowie die entfesselte Herrschaft eines autistischen Elon Musk als Normalität akzeptieren?
Dr. Bertold Langer, Nürnberg
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