Thilo Sarrazin:Niederschmetternd groß

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Das neue Buch des SPD-Politikers Thilo Sarrazin wurde in der SZ schlecht besprochen. Das gefiel nicht allen Lesern, aber vielen. Einer fragte allerdings, warum wir ihn trotzdem so groß abgebildet haben.

SZ-Zeichnung: Denis Metz (Foto: N/A)

" Eugenischer Weltbürgerkrieg" vom 30. August:

Unbedeutender abbilden

"Das neue Buch von Thilo Sarrazin handelt vom Islam. Seine Auslegung ist so primitiv wie gefährlich." Trotz dieser Überschrift und eines niederschmetternden Artikels über sein neues Buch gibt die SZ Thilo Sarrazin mit einem übergroßen Porträt einen Auftritt, wie er ihn sich als Eigenwerbung nicht besser hätte vorstellen können. Wer so groß in der SZ abgebildet wird, der muss Außergewöhnliches geleistet haben. Wäre es nicht angemessener gewesen, ihn mit einem unscheinbaren kleineren Foto abzubilden, das Ihrer Einstellung zu dieser Person - und vermutlich auch vieler Leser der SZ - weit mehr entsprochen hätte? Auch Bilder haben eine Sprache.

Manfred Lennarz, Rostock

Man muss diskutieren dürfen

Man kann wohl von Thilo Sarrazins neuem Buch halten, was man will, jedoch zeigt sich einmal mehr, dass viele Medien schreien, wenn einer sich nur in Ansätzen zum Islam äußert. Warum muss der Islam "geschützt" werden, während zum Beispiel gegen das Christentum aus allen Rohren geschossen wird? Wer jeden kritischen Diskurs über den Islam oder jegliche Kritik als Islamophobie bezeichnet, ist sehr unglaubwürdig.

Roland Grüter, Luzern/Schweiz

Verblassende Bannkraft

Ganz zum Schluss kommt dieser bemerkenswerte Beitrag von Sonja Zekri auf den Punkt: Reinheit und Blut sind Begriffe, die einen Nerv treffen. Natürlich geht es um unsere kollektive, gerade wegen des eifrigen Bemühens doch letztlich unbewältigte Vergangenheit, um in diesem Sinne in breiten Bevölkerungsschichten an die nächste Generation "vererbte" Haltungen, Traumata und Einstellungen, die ja nicht einfach verschwunden sein konnten im Mai 1945. Was tun, wenn die Bannkraft der Tabus nachlässt - und das wird sie zwangsläufig? Was tun, wenn - und "das wird man inzwischen ja noch sagen dürfen" - die Neue Rechte ausspricht, dass eben für viele der 8. Mai damals das Ende einer Schreckensherrschaft, aber auch den Verlust vieler Werte und Glaubenssätze bedeutet hat? Was tun, wenn diese Rechte unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem als Ausdruck einer "Umerziehung" und "Überfremdung" durch die Siegermächte diskreditiert? Sieht da jemand Ähnlichkeiten zu dem, was zurzeit im neuen deutschen Osten passiert?

Was tun - ganz krass gesagt -, wenn diese Neue Rechte mit einem modifizierten Nationalsozialismus daherkommt, der alle Schändlichkeiten dieser Ideologie abwirft, sich mit neuen Begriffen "geläutert" gibt und für die, denen "die ganze Richtung nicht mehr passt", wählbar wird? Was machen dann all die braven Antifaschisten mit diesem geschmeidig gewordenen Feindbild, wie überzeugend argumentieren dann noch Gedenkstätten und NS-Informations- und Forschungsstellen? Die Antworten sind zu ahnen und sie könnten einen Teil der Bevölkerung mehr beunruhigen als jeder IS-Terrorist.

Dr. Klaus Neumann, München

Selten war mehr Zynismus

Ein Lichtblick unter den unsäglichen Nachrichten über Wismar, Chemnitz und Co.: die Rezension, die Sonja Zekri von Sarrazins Machwerk über den Islam verfasst hat. Der Biedermann einmal mehr als Brandstifter, den Fakten und Erkenntnisse nicht stören, der den Boden für Rassisten mit bereitet und dabei kalt lächelnd auf sein SPD-Parteibuch verweist: Selten war mehr Zynismus. Dank an die Autorin für ihre kritische Betrachtung von Sarrazins Tiraden und das Aufdecken seiner Denkfehler!

Dieter Pienkny, Berlin

Es bleibt die Hoffnung

Trotzdem bleibt die klammheimliche Hoffnung: Sarrazin schafft sich ab!

Ruth Gleissner-Bartholdi, Badenweiler

© SZ vom 08.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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