Glanzmomente entstehen, wenn alles passt: Stimmung, Energie, Haltung. Im März 2019 haben das viele erlebt. Da protestierten beim ersten globalen Klimastreik 2,3 Millionen Menschen in mehr als 130 Ländern, 250 000 davon allein in Berlin. Eine bunt bepappschilderte Menschenmasse, die fröhlich, aber entschlossen forderte, unseren Planeten vor dem Hitzekollaps zu retten. Die Hoffnung war greifbar: Jetzt ändert sich was!
Nächsten Freitag nun findet der nächste globale Klimastreik statt, der 14. ist es bereits. Wie viele werden diesmal auf die Straße gehen? Das Thema selbst hat nicht an Bedeutung verloren, im Gegenteil. Der 21. Juli 2024 war der heißeste Tag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Bewegung selbst aber wirkt ramponiert und geschwächt: Erst hat die Pandemie die Straßenproteste ausgebremst, dann redeten alle nur noch über die Klimakleber von der „Letzten Generation“, jetzt rauben die Kriege in der Ukraine und Gaza dem Thema viel Aufmerksamkeit. Und dann verloren die Streikenden auch noch ihre Heldin: Greta Thunberg ist mittlerweile mehr als Antisemitin denn als Klimaschützerin bekannt. Damit hat sie der Bewegung schwer geschadet, für viel Ärger und Streit gesorgt. Zwar hat sich der deutsche Teil der Bewegung klar gegen sie gestellt, trotzdem bewerten in einer Umfrage zwei von drei Deutschen „Fridays for Future“ als gescheitert. Gibt es für die Freitagsschwänzenden also überhaupt noch eine Zukunft?
Der kommende Freitag könnte mit darüber entscheiden. Vielleicht ist es aber auch okay, in die Vergangenheit zu schauen. „Fridays from the past“, sozusagen. Denn egal, was nächste Woche passiert: Die Klimastreikenden haben viel angestoßen. Regierungen wurden verklagt, Gesetze erlassen, der Kohleausstieg beschleunigt, Kommunen verhängten den Klimanotstand, Menschen informierten sich, Umweltparteien legten zu. Vor allem aber haben die Klimastreikenden dafür gesorgt, dass das Thema dauerhaft auf der politischen Tagesordnung und in den Köpfen der Menschen ist. Dass sich Proteste mit der Zeit abschwächen, sei ganz normal, sagen Forschende. Man gewöhnt sich daran, die Ziele werden schwammiger, mit dem Erfolg kommen interne Unstimmigkeiten. Ist der ganze Schwung also raus aus dem Protest? Mag sein. Vielleicht ist er aber auch einfach nur woanders hingeschwappt?
Lilo, 15
„Leider passieren auf der Welt im Moment so viele Probleme gleichzeitig, da rückt der Klimawandel in den Hintergrund. Trotzdem ist das das größte Problem – besonders für uns Kinder. Ich bin eigentlich eher ein Sommermensch, der es gern richtig heiß mag. Natürlich macht mir der Klimawandel trotzdem Angst. Ich finde Demonstrieren super wichtig, dass man seine Meinung sagt – auch gerne mal laut und obwohl sie manchen Leuten nicht passt. Ob es ankommt? Ob es was bringt? Still zuhause sitzen jedenfalls, kann ich nicht.“
Pauli, 7
„Ich weiß nicht, was Fridays for Future ist. Aber ich war schon mit meinen Eltern auf einer Demo. Das fand ich gut. Ich finde es wichtig, was zu machen – fürs Klima und für die Kinder, die noch nicht geboren sind. Ich wäre gern Erfinder, dann würde ich einen Hitzeeinsauger erfinden. Den stellt man auf die Terrasse oder hält den Sauger aus dem Fenster – und schon wird es ein wenig kühler. Mit der Hitze aus dem Sauger kann man dann auch drinnen im Kamin Feuer machen. Der Hitzesauger geht bis 1689 Grad. Aber das ist mir echt zu heiß.“
Fiona, 11
„Meine Eltern haben mir erzählt, dass es Kritik an Fridays for Future gibt, dass sie sich zu anderen Krisen komisch äußern. Ich werde am Freitag aber trotzdem zur Demo gehen, weil auch andere Organisationen dabei sind. Zum Beispiel der WWF. Ein Plakat habe ich schon: Ob Flugzeug, Auto oder Bus // vermeidet das, das ist ein Muss. Vielleicht brauchen wir auch neue Protestformen. Wie wäre es mit einer Mittelalterwoche pro Jahr? Sieben Tage lang keine Handys, kein Auto, kein Strom. Das spart Energie und wäre sicher auch ganz lustig.“
Ava, 8
„Ich finde es schrecklich, wenn ich in unserer Straße all die fetten Autos sehe. Wozu braucht man die? Man kann sich doch ein bisschen anstrengen und kommt auch total gut voran. Meine Eltern fahren immer mit dem Rad in die Arbeit – und auch in den Urlaub. Wenn es um das Thema Umwelt geht, sind sie aber immer total gestresst. Würde mehr für den Klimaschutz getan, wären sie entspannter. Mit meinen Freundinnen und Freunden diskutiere ich gern. Aber ich mag mich nicht streiten, das bringt nichts. Wann gibt es ein Schulfach Klimaschutz?“