Süddeutsche Zeitung

SZ-Werkstatt:Zerrissenes Land

Josef Kelnberger, im Alltag Korrespondent für Baden-Württemberg, über seine Arbeit am "SZ Jahresrückblick", der an diesem Wochenende erscheint.

Wer einen Jahresrückblick vorbereitet, hat eine Pflicht zu erfüllen, die nur scheinbar unangenehm ist: Nachrufe nachlesen. Tatsächlich handelt es sich bei Nachrufen in der SZ um liebevoll geschriebene Texte von manchmal poetischer Kraft, auch 2017 war das so. Jeanne Moreau! Chuck Berry! Zygmunt Bauman! Zweimal musste die SZ-Redaktion selbst Abschied nehmen, von Großkritiker Joachim Kaiser und von Literaturchef Christopher Schmidt. Sie alle werden in kurzer Form gewürdigt im SZ Jahresrückblick, der an diesem Wochenende erscheint. Zum politischen Kern des Jahres führt der Nachruf auf Helmut Kohl. Denn sein Vermächtnis - europäische Einigung, deutsche Einheit - steht auf dem Spiel.

Deshalb rühmen wir im Rückblick die Französinnen und Franzosen für die Wahl von Emmanuel Macron; zum "Thema des Jahres" aber haben wir angesichts der Bundestagswahl erkoren: Deutschland, zerrissenes Land. Entlang der Flüchtlingsfrage tut sich ein Graben in der Gesellschaft auf, und das von den Rechtspopulisten und ihrer Anti-Merkel-Kampagne aufgescheuchte politische Personal schafft es nicht, eine Regierung zu bilden - mit dem Ergebnis, dass das Scheitern der Jamaika-Verhandlungen erst nach Redaktionsschluss des gedruckten Heftes feststand. An den Analysen aber ändert das nichts, im Gegenteil.

Um mal ein wenig zu trommeln für das Magazin 2017: "#MeToo" und Elbphilharmonie. Rückkehr der Wölfe und Wiederauferstehung der Löwen. Interview mit Daniel Kehlmann. Autoren aus sämtlichen Ressorts der SZ. Das Investigativteam wird oft genug gerühmt, aber wie die Kolleginnen und Kollegen aus der Arbeit an den Paradise Papers heraus das Thema auch noch auf den Punkt und die Zeile genau ins Jahresmagazin gebracht haben: Chapeau!

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Quelle:
SZ vom 25.11.2017
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