SZ Werkstatt:Wieso gibt es keinen Regionalteil Franken?

SZ-Redakteur Olaf Przybilla über die Arbeit in den drei bayerischen SZ-Büros in Augsburg, Nürnberg und Regensburg und der besonderen Rolle von Inlandskorrespondenten.

Olaf Przybilla

Olaf Przybilla ist einer von zwei Franken-Korrespondenten im SZ-Büro in Nürnberg. Er ist in Baden-Württemberg geboren, gewohnt hat er allerdings schon in Mittel-, Ober- und Unterfranken.

(Foto: Bernd Macher/oh)

Wieso gibt es in der Digitalausgabe der SZ keinen Lokalteil Franken oder Mittelfranken? Nürnberg ist immerhin die zweitgrößte Stadt Bayerns.

Heike Böhm, Nürnberg

Zugegebenermaßen gibt es tatsächlich kaum eine Frage, mit der sich SZ-Korrespondenten in Franken häufiger konfrontiert sehen. Und trotzdem zuckt man immer wieder aufs Neue zusammen. Es gibt Franken, die sich über Lokales aus ihrer Region am liebsten mithilfe einer Zeitung informieren würden, die in München erscheint und in deren Unterzeile seit jeher "Münchner Neueste Nachrichten" zu lesen steht - kann das sein?

Die Liebe der Nürnberger zu ihrer Landeshauptstadt ist sonst ja eher nicht ihre auffälligste Eigenschaft. Man muss sich nur einmal einen Champions-League-Auftritt des FC Bayern in einer Nürnberger Kneipe anschauen. Selbst Retortenvereine, die viel Geld haben, und das womöglich aus fragwürdigen Quellen, werden da noch bejubelt. Fragt man nach dem Grund, lautet die Antwort: Egal, es geht gegen München. Sollte es trotzdem genügend Mittelfranken geben, die sich ausgerechnet von einem in München erscheinenden Blatt über Details ihrer Kommune informieren wollen? Dass uns das einige und übrigens gar nicht so wenige Franken offenbar ernsthaft zutrauen, ehrt uns SZ-Journalisten natürlich ungemein. Aber ein paar Zweifel bleiben ehrlich gesagt schon, ob eine "SZ-Lokalausgabe Mittelfranken" wirklich genügend Interessierte finden würde. Denn eine gute Regionalausgabe zu stemmen, das ist nun mal mit enormem Aufwand verbunden.

In Nordrhein-Westfalen hatten wir so etwas schon mal versucht, die Reaktionen unserer Leserinnen und Leser im Westen waren nahezu euphorisch. Am Ende aber, eine schmerzliche Erfahrung für alle, musste das Projekt im immerhin bevölkerungsreichsten Bundesland im Jahr 2003 doch wieder eingestellt werden.

Aber klar: Sämtliche drei fränkischen Bezirke sind der SZ längst ans Herz gewachsen. Und im SZ-Bayernteil, der den gesamten Freistaat im Blick hat, wird vielem, was liebreizend, aufregend, brisant, originell, verblüffend oder womöglich fragwürdig ist aus Bayerns Regionen, selbstverständlich breiter Raum eingeräumt. Unser Blickwinkel ist dabei allerdings immer: Das, was aus Coburg berichtet wird, sollte Garmischer schon auch interessieren - und andersrum. Um das mitzubekommen, unterhalten wir Redaktionsbüros in Nürnberg, Augsburg und Regensburg. Die dort tätigen SZler zählen wie jene in Berlin, Leipzig, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Karlsruhe und Stuttgart zu den sogenannten Inlandskorrespondenten. Einen extra Regionalteil machen sie nicht. Die Regionen im Blick zu haben, ist Teil ihres Berufs. prz

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