SZ-Werkstatt:Von der Seele schreiben

In der Corona-Krise erhält die SZ so viele Leserbriefe wie zuletzt 2001 nach der Terrorattacke auf das World Trade Center. SZ-Redakteurin Simone Boehringer erklärt, wie und nach welchen Kriterien die Zuschriften ins Blatt gelangen.

SZ-Werkstatt: Simone Boehringer leitet das Team Forum & Leserdialog und schätzt die klugen, teils auch emotionalen Leserbeiträge sehr, die die SZ gerade jetzt in der Krise erreichen.

Simone Boehringer leitet das Team Forum & Leserdialog und schätzt die klugen, teils auch emotionalen Leserbeiträge sehr, die die SZ gerade jetzt in der Krise erreichen.

,,Vieles erinnert mich gerade an September 2001", bemerkte meine Kollegin Inge Brummer kürzlich in einer Besprechung. Ja, vor fast 20 Jahren, als die beiden Flugzeuge ins World Trade Center in New York rasten und Terroranschläge mit bis dato unbekannter Tragweite die Menschen verunsicherten, schrieben sich viele Leserinnen und Leser ihre Ängste und Argumente von der Seele. Während ich damals als junge Finanzreporterin live im Fernsehen das zweite Flugzeug in die Twin Towers fliegen sah - und ständig Börsenberichte aktualisierte, kommunizierte Inge Brummer schon mit SZ-Lesern: "Ähnlich wie heute war die Gefahr für viele Leser zunächst schwer greifbar, die Angst groß. Leserbriefe waren ein wichtiges Ventil, Sorgen zu äußern und sich an der Diskussion zu beteiligen."

SZ-Werkstatt: Inge Brummer verwaltet seit 30 Jahren die Leserpost der SZ. Von ihrem Erfahrungsschatz zehrt die Redaktion.

Inge Brummer verwaltet seit 30 Jahren die Leserpost der SZ. Von ihrem Erfahrungsschatz zehrt die Redaktion.

Das gilt auch jetzt wieder: Das Aufkommen an Leserkommentaren, ob auf Papier oder digital, ist seit März doppelt so hoch wie sonst. Viele Leser schreiben sehr sachlich, teils aber auch emotional. Herzlichen Dank an dieser Stelle für viele kluge und anspruchsvolle Texte, die wir meist zu Schwerpunkten bündeln und auf der Leserbriefseite veröffentlichen. Maßstab ist für uns, möglichst viele verschiedene Argumente zu einem Thema zu berücksichtigen. Wiederholungen und Einleitungen, die Bezug nehmen auf dieselben SZ-Artikel, erlauben wir uns zu kürzen. Werbung für Produkte und persönliche Beleidigungen werden gleichfalls, wie sonst auch, gestrichen.

Zu einem guten Diskurs gehört Fairness, und wir gehen davon aus, dass alle Beteiligten in dieser Krise nach bestem Wissen und Gewissen arbeiten und sich entsprechend zu Wort melden: Politiker, Wissenschaftler, Unternehmer, Bürgerinnen und Bürger gleich welcher Provenienz - und auch wir Journalisten. Alle klar zuordenbaren Leser-Beiträge werden an die Autoren weitergeleitet. Ziel ist es, möglichst viele Meinungen abzubilden und so unseren Teil beizutragen zu einer lebhaften Diskussion über essenzielle Themen in einer bewegenden Zeit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: