SZ-Werkstatt:Unabhängigkeit

Wie strikt trennt die Redaktion ihre Inhalte von Werbeanzeigen? Redaktionsvolontärin Viktoria Spinrad gibt Einblick.

SZ-Werkstatt: Viktoria Spinrad ist Rheinländerin und Reporterin – und kann zum Beweis großer Integrationsfähigkeit sogar ein bayrisches Jodeldiplom vorlegen. Sie ist Redakteurin in Ausbildung und bezahlt ihren Weißwein selbst.

Viktoria Spinrad ist Rheinländerin und Reporterin – und kann zum Beweis großer Integrationsfähigkeit sogar ein bayrisches Jodeldiplom vorlegen. Sie ist Redakteurin in Ausbildung und bezahlt ihren Weißwein selbst.

(Foto: Christian Endt)

Welche Regeln gibt es für Redakteure, die über besuchte Weinberge, Restaurants etc. berichten? Wie trennt die SZ Redaktion und Vertrieb bei Wein, wie trennt die SZ Redaktion und Anzeigen?

Dieter Nagl, Kirchheim

Wenn Influencer dieses Shampoo oder jene Modekollektion auf Instagram anpreisen, dann nicht nur mit lobenden Hashtags, sondern gerne in der heimischen Badewanne. Das Einbetten der Werbung in die persönliche Geschichte soll Vertrauen erzeugen. Ein unabhängiges Urteil ist natürlich nicht zu erwarten, schließlich geht es um Marketing: Diese Menschen profitieren vom Sponsoring der Hersteller, ihre Geschichten und die Werbebotschaften werden zu einem verwoben.

Anders sieht es bei der SZ aus. Wenn unsere Autoren zu dem Schluss kommen, dass jener Frankenwein der Wahnsinn ist, dass dieses neue Cargobike sich so geschmeidig wie ein normales Rad fährt oder man in jenem Burrito-Restaurant gut versacken kann, ohne den Kontostand zu ruinieren, dann sind das unabhängige Urteile. Sie werden nach journalistischen Kriterien gefällt. Wir unterliegen keinem Zwang, ein bestimmtes Urteil zu fällen.

Um diese Unabhängigkeit zu wahren, gilt für den SZ-Shop mit seiner Vinothek genau wie für den Anzeigenteil der Zeitung der Grundsatz: Redaktion und Verlag sind getrennte Sphären. Festgeschrieben ist das im Redaktionsstatut der SZ, einer Art Verfassung unserer Zeitung. Dort steht nicht nur, dass die SZ "unabhängig von Parteien, Interessengruppen und Wirtschaftsverbänden" ist. Hier steht auch: "Anzeigen und anzeigenorientierte Beilagen sind vom redaktionellen Teil deutlich erkennbar zu trennen."

Die Unabhängigkeit ist das Herzstück unserer Arbeit. Weder der Bäcker, der im Lokalteil für sein Brot wirbt, noch der Autohersteller, der sein neues E-Modell anpreist, kann von uns Gefälligkeitsjournalismus erwarten. Um diese Unabhängigkeit auch bei Kostproben für die Zeitung zu wahren, schlagen unsere Redakteure in den Restaurants inkognito auf. Die Kosten ersetzt der Verlag in angemessenem Rahmen. Und wenn uns eine Skireise gesponsert wurde, machen wir das mit einem Hinweis transparent. Zuwendungen an Reporter im Wert von mehr als 35 Euro muss der Vorgesetzte absegnen, Geld, Gutscheine, Presserabatte sind tabu. Heißt: Den USB-Stick mit der Pressemitteilung kann man mitnehmen - den aufwendigen Geschenkkorb inklusive italienischem Olivenöl und Kinogutschein hingegen lehnen wir freundlich ab. VFS

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